Vorwort des Distriktoberen
Warum unser Blick manchmal sehr getrübt ist
Der katholische Priester

Hochwürdige Mitbrüder, ehrwürdige Brüder und Schwestern im Ordensstand, liebe Gläubige, Freunde und Wohltäter!

Vom Anfang unserer christlichen Ära an wurde Jesus, der Ewige Hohepriester, sowohl als Guter Hirte als auch als Lamm dargestellt. Er ist Opfergabe der Liebe zu uns und unserer Liebe zu Gott. In Seiner Person verbinden sich Menschheit und Gottheit, die sich hingebende Unendlichkeit eines Gottes, der nur Liebe ist, und unsere bedürftige, arme, leidvolle Menschheit. Wenn wir im April am sogenannten Sonntag vom Guten Hirten in besonderer Weise für geistliche Berufungen beten, so betrachten wir vor allem auch, wer Jesus Christus, der Hohepriester ist und wer die Priester Jesu Christi sind.

 

Vorurteile, Alltagerfahrungen, Mängel an übernatürlicher Sicht

Die Belastung alter Vorurteile, trister Alltagserfahrungen, der große Mangel an übernatürlicher Sicht und auch das Unbehagen vor jeder Preisgabe rein irdischer Zweckmäßigkeit trüben unseren Blick auf den katholischen Priester, auf den Priesterberuf. Man sieht bei ihm beinahe nur das Menschliche und übersieht des Öfteren das eigentlich Priesterliche. Leider geschieht das manchmal auch in den Kreisen der Tradition. Hier liegt dann manchmal für junge Menschen ein großes Problem vor, ein Hindernis, um voranzugehen auf dem Weg der Berufung.  

Erinnern wir uns an die Worte des hl. Pfarrers von Ars. Papst Benedikt XVI. hat sie vor 15 Jahren, anlässlich des Jahres der Priester, in einem Rundschreiben zitiert. „Ohne das Sakrament der Weihe hätten wir den Herrn nicht. Wer hat ihn da in den Tabernakel gesetzt? Der Priester. Wer hat Eure Seele beim ersten Eintritt in das Leben aufgenommen? Der Priester. Wer nährt sie, um ihr die Kraft zu geben, ihre Pilgerschaft zu vollenden? Der Priester. Wer wird sie darauf vorbereiten, vor Gott zu erscheinen, indem er sie zum letzten Mal im Blut Jesu Christi wäscht? Der Priester, immer der Priester. Und wenn diese Seele [durch die Sünde] stirbt, wer wird sie auferwecken, wer wird ihr die Ruhe und den Frieden geben? Wieder der Priester … Nach Gott ist der Priester alles! … Erst im Himmel wird er sich selbst recht verstehen.“ (Papst Benedikt XVI., Brief, 16. Juni 2009) Was für eine gewaltige Rebellion der Unterwelt wurde damals ausgelöst im Jahr des Priesters, wo man zaghaft nach langer Zeit einmal wieder versuchte, an das richtige katholische Priesterbild zu erinnern, und wie sehr wurden alle katholischen Priester seither geschlagen von allen Seiten. Man tritt das Heilige mit Füßen, das Priestertum, die Kirche, Jesus Christus, den Ewigen Hohenpriester selbst.

Manche verachten den Priester aus Missverständnis, manch andere schätzen ihn genauso irrtümlich, wegen banaler, äußerer Dinge. Es kann dies von Bedeutung sein, aber an untergeordneter Stelle. Niemand beurteilt einen Arzt nach seinem Aussehen, seinen Manieren, seiner Beredsamkeit oder seinem Geschmack. Es scheint aber, dass es bei einem Priester nur seine menschliche Unzulänglichkeit ist, was den Zugang zu ihm sofort versperrt. Man findet bei ihm etwas, das irritiert oder enttäuscht, und andererseits schätzt man eine Priestergestalt des Öfteren aus untergeordneten, ja nebensächlichen Gründen: die Sympathie, die schöne Sprache, die Gescheitheit, die Organisationsfähigkeit.

Den Priester vor Augen haben – Wissen wir, was ein Priester ist?

Wichtig allein ist die tiefe Wirklichkeit wie Jesus Christus selbst, in dessen Person der Priester kraft des Weihesakraments und nicht der eigenen Eigenschaften wirken kann und soll. Er ist zunächst ein Mensch, ein Sünder, der jeden Tag nicht nur für die Sünden des Volkes, sondern auch für die eigenen Sünden Gebete und Opfer darbringt und jeden Tag doch die Gnade und den Trost, ja die Freude Gottes allen, die es wünschen, schenkt, wie Christus, der Gute Hirt, nicht nur das Brot der göttlichen Lehre und des göttlichen Lebens, sondern sein eigenes, sein ganzes Dasein hingibt, ohne Einschränkungen und Bedingungen. Und wenn er auch nur das Geringste seiner Zeit oder seiner Talente für sich behält, für die eigene Ehre oder den eigenen Profit, ist und wirkt es bei ihm und rund um ihn wie eine schändliche Krankheit, die das ganze Milieu vergiftet. Wie Jesus selbst, soll der Priester restlose Opfergabe sein, er muss seine Arme am Kreuz ausstrecken und immer und für alle offenhalten, er muss sein Herz ohne einen Seufzer aufmachen und dieses Herz über keiner menschlichen Liebe schließen, es allen zur Verfügung stellen. Es ist kein billiges Spiel, wenn sowohl Feinde wie auch Freunde durch Hass oder Schmeichelei, aus Hohn oder Mitleid ihn vom Kreuz herabzubringen versuchen.

Der Priester ist wie kein anderer ein Mann Gottes. Durch seine Weihe hat er Anteil am Priestertum unseres Herrn Jesus Christus. Er ist aus den Menschen herausgenommen für die Verehrung Gottes. Seine Rolle ist nicht irgendein Beruf, sie ist ein ganzes Leben. Jeder Priester hat zwei Hauptaufgaben: Gott die Gaben der Menschen darzubringen und den Menschen die Gaben Gottes zu geben. Unser Herr Jesus Christus, wahrer Gott und wahrer Mensch, ist der Ewige Hohepriester. Diese beiden Rollen füllt Er auf die vollkommenste Weise aus. Er bringt sich Gott als Opfer ohne Ende für die Sünden der Menschheit dar. Durch dasselbe Opfer erlangt er und teilt er alle übernatürlichen Gnaden aus, die von Gott zu den Menschen herabfließen. Jeder katholische Priester nimmt durch das Weihesakrament teil am Priestertum Christi und ist in der Folge ein besonderes Werkzeug der Gnade, nach Gott ist der Priester alles, wie es uns der Pfarrer von Ars einfach und klar sagt.

 

Die Priester lieben, indem man ihr Priestertum liebt

Zu dieser pausenlosen Hingabe sollen alle Christen dem Priester durch Gebet und Treue helfen. Man darf ihn nicht ablenken, nicht betrüben, weder verletzen noch verzärteln, man sollte ihn lieben, indem man sein Priestertum liebt. Denn wer sich vor einem unwürdigen Priester verbeugt, um von ihm ein Wort Gottes zu verlangen, weckt manchmal den toten Hirten auf, den er in seinem Herzen wie einen Leichnam herumträgt.

Wer dagegen von einem guten Priester nur das Menschliche will, lobt und streichelt, versucht mehr oder minder bewusst, die Opfergabe vom Altar zu entfernen und sogar den alten Menschen wachzurufen, der im guten Hirten zu sterben hat, zugunsten des Lebens aller Schafe. Die Heiligen haben die Priester immer geliebt, auch die sündhaften Priester, denken wir nur an die große hl. Katharina von Siena.

Gebet für die Priester, Wunsch nach guten, heiligmäßigen Priestern

Helfen wir allen Priestern durch persönliches und gemeinsames Gebet, so werden sie die Kraft, die sie brauchen, bekommen für sich und für alle. Hören wir endlich in der Kirche, in den Diözesen, in den Ordensgemeinschaften und Instituten auf, die Priester zu entmutigen oder gar zur Weltlichkeit zu verführen. Alle Katholiken, alle Gläubigen, wir alle, mögen ihnen hinauf nach Golgota zum Ort der Erlösung, zum Altar, zum Kreuzesopfer folgen. Hören wir in der Kirche auf, die Priester herunterzuziehen in die Niederungen weltlicher Streitfragen und Interessen. Auch unser einst so katholisches Volk hat in den letzten Jahrzehnten hier schwere Schuld auf sich geladen, die Seelen der Priester und die eigenen Seelen entweiht, die Herde ist verwaist und Gott selbst wurde verlassen. Ein großer Abfall.

Vergessen wir andererseits nicht: wenn die Not des Volkes Gottes groß ist, müssen die Forderungen an die Hirten eher größer werden: nicht Dienst auf Zeit, sondern Tag und Nacht, nicht Halbpriester, sondern hundertprozentige Priester, die nicht nur einen Hohlraum des eigenen Herzens anbieten, sondern das ganze Herz freudig und stets zu vergeuden haben.

Die Kirche ist niemals durch ein Weniger, sondern immer nur durch ein Mehr an Christushingabe erneuert worden. Die echten Reformer der Kirche, wie der hl. Franz von Assisi, der hl. Pius V., der hl. Karl Borromäus, der hl. Klemens Maria Hofbauer, die großen heiligmäßigen österreichischen Bischöfe Johannes Zwerger und Franz Joseph Rudigier, unser Gründer Erzbischof Marcel Lefebvre und andere sind nicht für Lockerungen eingetreten, sondern sie haben die echte und volle Nachfolge des Gekreuzigten verkündet und gefordert.

Die pausenlos geforderte Abschaffung des Zölibats etwa würde die verschiedenen Schwächen, welche die Kirche in unserer Zeit befallen haben, nicht überwinden: die Erschütterungen des Glaubens, das lautlose Abgleiten in die Gleichgültigkeit, die Zerrüttung zahlreicher Ehen und Familien, den Verfall der sittlichen Wertvorstellungen, die Abnahme der Ordens- und Priesterberufe. Es würde alles noch viel schlimmer werden.

Eine Gesundung ist darum zu erwarten, wenn die christlichen Familien und die Gemeinschaft ganz hingegebener Hirten den Glauben und die Liebe zu Christus im Alltag wieder lebendig machen. Auf diesem Boden werden die Priesterberufe und die Entschlossenheit zur Ganzhingabe wieder wachsen und blühen. Es braucht aber vor allem auch eine richtige Sicht und ein korrektes Verständnis vom katholischen Priestertum.

 

Erzbischof Lefebvre und das katholische Priestertum

Ich kann Ihnen allen in diesem Zusammenhang nur mit Nachdruck die Schriften des Gründers der Priesterbruderschaft St. Pius X., Erzbischof Marcel Lefebvre empfehlen. Er hat ein unendliches Verdienst für die gesamte römisch-katholische Kirche, das in unseren Tagen immer sichtbarer wird. Er hat die Heilige Messe, den Mittelpunkt des katholischen Lebens und damit untrennbar verbunden das katholische Priestertum in seiner überlieferten Form bewahrt. Vom katholischen Priestertum und der überlieferten Heiligen Messe entspringt das katholische Leben, das Leben aus dem Glauben für die gesamte Gesellschaft. Ein echter Geist des Opfers und der wahren Frömmigkeit ist Grundlage für die Heranbildung von guten Priestern, aber auch aller Gläubigen, die Christus wirklich nachfolgen wollen. Die Hl. Messe im traditionellen Ritus gibt einen richtigen, Gott wohlgefälligen, von der Liebe getragenen Widerstandsgeist gegen den Teufel, sein Gefolge, gegen die Sündhaftigkeit in uns und um uns, gegen das Böse in der Gesellschaft und in der streitenden Kirche auf Erden. Darum wird von den Feinden Gottes und der Kirche alles darangesetzt, die überlieferte Hl. Messe zu vernichten, darum will man den katholischen Priester nicht haben. Erzbischof Lefebvre sagte es so treffend: „Das Priestertum ist das große Erbe Christi. Unser Herr hat Sein eigenes Priestertum in die Hände der Kirche gelegt, damit es bis ans Ende der Zeiten fortdauere.“ (Erzbischof Marcel Lefebvre, Auxerre am 8. Juli 1978)

Bedenken wir auch folgende Worte des hl. Pfarrers von Ars: „Wenn wir recht begreifen würden, was ein Priester auf Erden ist, würden wir sterben: nicht vor Schreck, sondern aus Liebe… Ohne den Priester würden der Tod und das Leiden unseres Herrn zu nichts nützen. Der Priester ist es, der das Werk der Erlösung auf Erden fortführt… Was nützte uns ein Haus voller Gold, wenn es niemanden gäbe, der uns die Tür dazu öffnet? Der Priester besitzt den Schlüssel zu den himmlischen Schätzen: Er ist es, der die Tür öffnet; er ist der Haushälter des lieben Gottes; der Verwalter seiner Güter… Lasst eine Pfarrei zwanzig Jahre lang ohne Priester, und man wird dort die Tiere anbeten… Der Priester ist nicht Priester für sich selbst, er ist es für euch.“

Vertrauen wir dieses große Anliegen der Kirche der Jungfrau Maria an! Bitten wir sie um ihre Fürsprache und seien wir nicht kleingläubig, sondern zuversichtlich! Das Priestertum ist die Liebe des Herzens Jesu! 

 

Mit meinem priesterlichen Segen,

 

Jaidhof, am 1. April 2024, Ostermontag

Vorwort des Distriktoberen
Warum unser Blick manchmal sehr getrübt ist
Der katholische Priester

Hochwürdige Mitbrüder, ehrwürdige Brüder und Schwestern im Ordensstand, liebe Gläubige, Freunde und Wohltäter!

Vom Anfang unserer christlichen Ära an wurde Jesus, der Ewige Hohepriester, sowohl als Guter Hirte als auch als Lamm dargestellt. Er ist Opfergabe der Liebe zu uns und unserer Liebe zu Gott. In Seiner Person verbinden sich Menschheit und Gottheit, die sich hingebende Unendlichkeit eines Gottes, der nur Liebe ist, und unsere bedürftige, arme, leidvolle Menschheit. Wenn wir im April am sogenannten Sonntag vom Guten Hirten in besonderer Weise für geistliche Berufungen beten, so betrachten wir vor allem auch, wer Jesus Christus, der Hohepriester ist und wer die Priester Jesu Christi sind.

 

Vorurteile, Alltagerfahrungen, Mängel an übernatürlicher Sicht

Die Belastung alter Vorurteile, trister Alltagserfahrungen, der große Mangel an übernatürlicher Sicht und auch das Unbehagen vor jeder Preisgabe rein irdischer Zweckmäßigkeit trüben unseren Blick auf den katholischen Priester, auf den Priesterberuf. Man sieht bei ihm beinahe nur das Menschliche und übersieht des Öfteren das eigentlich Priesterliche. Leider geschieht das manchmal auch in den Kreisen der Tradition. Hier liegt dann manchmal für junge Menschen ein großes Problem vor, ein Hindernis, um voranzugehen auf dem Weg der Berufung.  

Erinnern wir uns an die Worte des hl. Pfarrers von Ars. Papst Benedikt XVI. hat sie vor 15 Jahren, anlässlich des Jahres der Priester, in einem Rundschreiben zitiert. „Ohne das Sakrament der Weihe hätten wir den Herrn nicht. Wer hat ihn da in den Tabernakel gesetzt? Der Priester. Wer hat Eure Seele beim ersten Eintritt in das Leben aufgenommen? Der Priester. Wer nährt sie, um ihr die Kraft zu geben, ihre Pilgerschaft zu vollenden? Der Priester. Wer wird sie darauf vorbereiten, vor Gott zu erscheinen, indem er sie zum letzten Mal im Blut Jesu Christi wäscht? Der Priester, immer der Priester. Und wenn diese Seele [durch die Sünde] stirbt, wer wird sie auferwecken, wer wird ihr die Ruhe und den Frieden geben? Wieder der Priester … Nach Gott ist der Priester alles! … Erst im Himmel wird er sich selbst recht verstehen.“ (Papst Benedikt XVI., Brief, 16. Juni 2009) Was für eine gewaltige Rebellion der Unterwelt wurde damals ausgelöst im Jahr des Priesters, wo man zaghaft nach langer Zeit einmal wieder versuchte, an das richtige katholische Priesterbild zu erinnern, und wie sehr wurden alle katholischen Priester seither geschlagen von allen Seiten. Man tritt das Heilige mit Füßen, das Priestertum, die Kirche, Jesus Christus, den Ewigen Hohenpriester selbst.

Manche verachten den Priester aus Missverständnis, manch andere schätzen ihn genauso irrtümlich, wegen banaler, äußerer Dinge. Es kann dies von Bedeutung sein, aber an untergeordneter Stelle. Niemand beurteilt einen Arzt nach seinem Aussehen, seinen Manieren, seiner Beredsamkeit oder seinem Geschmack. Es scheint aber, dass es bei einem Priester nur seine menschliche Unzulänglichkeit ist, was den Zugang zu ihm sofort versperrt. Man findet bei ihm etwas, das irritiert oder enttäuscht, und andererseits schätzt man eine Priestergestalt des Öfteren aus untergeordneten, ja nebensächlichen Gründen: die Sympathie, die schöne Sprache, die Gescheitheit, die Organisationsfähigkeit.

Den Priester vor Augen haben – Wissen wir, was ein Priester ist?

Wichtig allein ist die tiefe Wirklichkeit wie Jesus Christus selbst, in dessen Person der Priester kraft des Weihesakraments und nicht der eigenen Eigenschaften wirken kann und soll. Er ist zunächst ein Mensch, ein Sünder, der jeden Tag nicht nur für die Sünden des Volkes, sondern auch für die eigenen Sünden Gebete und Opfer darbringt und jeden Tag doch die Gnade und den Trost, ja die Freude Gottes allen, die es wünschen, schenkt, wie Christus, der Gute Hirt, nicht nur das Brot der göttlichen Lehre und des göttlichen Lebens, sondern sein eigenes, sein ganzes Dasein hingibt, ohne Einschränkungen und Bedingungen. Und wenn er auch nur das Geringste seiner Zeit oder seiner Talente für sich behält, für die eigene Ehre oder den eigenen Profit, ist und wirkt es bei ihm und rund um ihn wie eine schändliche Krankheit, die das ganze Milieu vergiftet. Wie Jesus selbst, soll der Priester restlose Opfergabe sein, er muss seine Arme am Kreuz ausstrecken und immer und für alle offenhalten, er muss sein Herz ohne einen Seufzer aufmachen und dieses Herz über keiner menschlichen Liebe schließen, es allen zur Verfügung stellen. Es ist kein billiges Spiel, wenn sowohl Feinde wie auch Freunde durch Hass oder Schmeichelei, aus Hohn oder Mitleid ihn vom Kreuz herabzubringen versuchen.

Der Priester ist wie kein anderer ein Mann Gottes. Durch seine Weihe hat er Anteil am Priestertum unseres Herrn Jesus Christus. Er ist aus den Menschen herausgenommen für die Verehrung Gottes. Seine Rolle ist nicht irgendein Beruf, sie ist ein ganzes Leben. Jeder Priester hat zwei Hauptaufgaben: Gott die Gaben der Menschen darzubringen und den Menschen die Gaben Gottes zu geben. Unser Herr Jesus Christus, wahrer Gott und wahrer Mensch, ist der Ewige Hohepriester. Diese beiden Rollen füllt Er auf die vollkommenste Weise aus. Er bringt sich Gott als Opfer ohne Ende für die Sünden der Menschheit dar. Durch dasselbe Opfer erlangt er und teilt er alle übernatürlichen Gnaden aus, die von Gott zu den Menschen herabfließen. Jeder katholische Priester nimmt durch das Weihesakrament teil am Priestertum Christi und ist in der Folge ein besonderes Werkzeug der Gnade, nach Gott ist der Priester alles, wie es uns der Pfarrer von Ars einfach und klar sagt.

 

Die Priester lieben, indem man ihr Priestertum liebt

Zu dieser pausenlosen Hingabe sollen alle Christen dem Priester durch Gebet und Treue helfen. Man darf ihn nicht ablenken, nicht betrüben, weder verletzen noch verzärteln, man sollte ihn lieben, indem man sein Priestertum liebt. Denn wer sich vor einem unwürdigen Priester verbeugt, um von ihm ein Wort Gottes zu verlangen, weckt manchmal den toten Hirten auf, den er in seinem Herzen wie einen Leichnam herumträgt.

Wer dagegen von einem guten Priester nur das Menschliche will, lobt und streichelt, versucht mehr oder minder bewusst, die Opfergabe vom Altar zu entfernen und sogar den alten Menschen wachzurufen, der im guten Hirten zu sterben hat, zugunsten des Lebens aller Schafe. Die Heiligen haben die Priester immer geliebt, auch die sündhaften Priester, denken wir nur an die große hl. Katharina von Siena.

Gebet für die Priester, Wunsch nach guten, heiligmäßigen Priestern

Helfen wir allen Priestern durch persönliches und gemeinsames Gebet, so werden sie die Kraft, die sie brauchen, bekommen für sich und für alle. Hören wir endlich in der Kirche, in den Diözesen, in den Ordensgemeinschaften und Instituten auf, die Priester zu entmutigen oder gar zur Weltlichkeit zu verführen. Alle Katholiken, alle Gläubigen, wir alle, mögen ihnen hinauf nach Golgota zum Ort der Erlösung, zum Altar, zum Kreuzesopfer folgen. Hören wir in der Kirche auf, die Priester herunterzuziehen in die Niederungen weltlicher Streitfragen und Interessen. Auch unser einst so katholisches Volk hat in den letzten Jahrzehnten hier schwere Schuld auf sich geladen, die Seelen der Priester und die eigenen Seelen entweiht, die Herde ist verwaist und Gott selbst wurde verlassen. Ein großer Abfall.

Vergessen wir andererseits nicht: wenn die Not des Volkes Gottes groß ist, müssen die Forderungen an die Hirten eher größer werden: nicht Dienst auf Zeit, sondern Tag und Nacht, nicht Halbpriester, sondern hundertprozentige Priester, die nicht nur einen Hohlraum des eigenen Herzens anbieten, sondern das ganze Herz freudig und stets zu vergeuden haben.

Die Kirche ist niemals durch ein Weniger, sondern immer nur durch ein Mehr an Christushingabe erneuert worden. Die echten Reformer der Kirche, wie der hl. Franz von Assisi, der hl. Pius V., der hl. Karl Borromäus, der hl. Klemens Maria Hofbauer, die großen heiligmäßigen österreichischen Bischöfe Johannes Zwerger und Franz Joseph Rudigier, unser Gründer Erzbischof Marcel Lefebvre und andere sind nicht für Lockerungen eingetreten, sondern sie haben die echte und volle Nachfolge des Gekreuzigten verkündet und gefordert.

Die pausenlos geforderte Abschaffung des Zölibats etwa würde die verschiedenen Schwächen, welche die Kirche in unserer Zeit befallen haben, nicht überwinden: die Erschütterungen des Glaubens, das lautlose Abgleiten in die Gleichgültigkeit, die Zerrüttung zahlreicher Ehen und Familien, den Verfall der sittlichen Wertvorstellungen, die Abnahme der Ordens- und Priesterberufe. Es würde alles noch viel schlimmer werden.

Eine Gesundung ist darum zu erwarten, wenn die christlichen Familien und die Gemeinschaft ganz hingegebener Hirten den Glauben und die Liebe zu Christus im Alltag wieder lebendig machen. Auf diesem Boden werden die Priesterberufe und die Entschlossenheit zur Ganzhingabe wieder wachsen und blühen. Es braucht aber vor allem auch eine richtige Sicht und ein korrektes Verständnis vom katholischen Priestertum.

 

Erzbischof Lefebvre und das katholische Priestertum

Ich kann Ihnen allen in diesem Zusammenhang nur mit Nachdruck die Schriften des Gründers der Priesterbruderschaft St. Pius X., Erzbischof Marcel Lefebvre empfehlen. Er hat ein unendliches Verdienst für die gesamte römisch-katholische Kirche, das in unseren Tagen immer sichtbarer wird. Er hat die Heilige Messe, den Mittelpunkt des katholischen Lebens und damit untrennbar verbunden das katholische Priestertum in seiner überlieferten Form bewahrt. Vom katholischen Priestertum und der überlieferten Heiligen Messe entspringt das katholische Leben, das Leben aus dem Glauben für die gesamte Gesellschaft. Ein echter Geist des Opfers und der wahren Frömmigkeit ist Grundlage für die Heranbildung von guten Priestern, aber auch aller Gläubigen, die Christus wirklich nachfolgen wollen. Die Hl. Messe im traditionellen Ritus gibt einen richtigen, Gott wohlgefälligen, von der Liebe getragenen Widerstandsgeist gegen den Teufel, sein Gefolge, gegen die Sündhaftigkeit in uns und um uns, gegen das Böse in der Gesellschaft und in der streitenden Kirche auf Erden. Darum wird von den Feinden Gottes und der Kirche alles darangesetzt, die überlieferte Hl. Messe zu vernichten, darum will man den katholischen Priester nicht haben. Erzbischof Lefebvre sagte es so treffend: „Das Priestertum ist das große Erbe Christi. Unser Herr hat Sein eigenes Priestertum in die Hände der Kirche gelegt, damit es bis ans Ende der Zeiten fortdauere.“ (Erzbischof Marcel Lefebvre, Auxerre am 8. Juli 1978)

Bedenken wir auch folgende Worte des hl. Pfarrers von Ars: „Wenn wir recht begreifen würden, was ein Priester auf Erden ist, würden wir sterben: nicht vor Schreck, sondern aus Liebe… Ohne den Priester würden der Tod und das Leiden unseres Herrn zu nichts nützen. Der Priester ist es, der das Werk der Erlösung auf Erden fortführt… Was nützte uns ein Haus voller Gold, wenn es niemanden gäbe, der uns die Tür dazu öffnet? Der Priester besitzt den Schlüssel zu den himmlischen Schätzen: Er ist es, der die Tür öffnet; er ist der Haushälter des lieben Gottes; der Verwalter seiner Güter… Lasst eine Pfarrei zwanzig Jahre lang ohne Priester, und man wird dort die Tiere anbeten… Der Priester ist nicht Priester für sich selbst, er ist es für euch.“

Vertrauen wir dieses große Anliegen der Kirche der Jungfrau Maria an! Bitten wir sie um ihre Fürsprache und seien wir nicht kleingläubig, sondern zuversichtlich! Das Priestertum ist die Liebe des Herzens Jesu! 

 

Mit meinem priesterlichen Segen,

 

Jaidhof, am 1. April 2024, Ostermontag

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