

Hochwürdige Mitbrüder, ehrwürdige Brüder und Schwestern im Ordensstand, liebe Gläubige, Freunde und Wohltäter!
Vor einiger Zeit bin ich auf eine kleine private Publikation von P. Johannes Maria Lenz gestoßen. Das Jahr 2025 ist ein Gnadenjahr, weil es ein Heiliges Jahr ist. Ich denke, diese Publikation ist für jeden von uns ein geistliches und asketisches Programm, sehr gut geeignet, unser Leben wieder auf das Wesentliche auszurichten. Ich möchte diese Worte von P. Lenz einer möglichst großen Zahl von Menschen zukommen lassen. Ich bitte auch darum, sie zu verbreiten!
Wer war P. Johannes Maria Lenz? 1902 in Graz geboren, trat er 1923 in den Jesuitenorden ein und wurde nach ordensinterner Formung und dem Studium der Philosophie und Theologie im Jahre 1935 zum Priester geweiht. Im Spätherbst 1938 ermittelte die Gestapo gegen ihn, er wurde beschuldigt, „Gräuelnachrichten“ zu verbreiten und Adolf Hitler beleidigt zu haben. Ende 1938 wurde er im Landesgericht Wien bis Mai 1940 inhaftiert. Im August 1940 wurde er in das KZ Dachau eingeliefert, dort blieb er als Gefangener bis April 1945, er erlitt Misshandlungen und Folter. Nach seiner Befreiung blieb er noch einige Zeit als Seelsorger in Dachau, danach wirkte er als Priester in der Erzdiözese Wien. Seine Erlebnisse in Dachau schrieb er, auch auf ausdrücklichen Wunsch des Papstes, in einem Buch nieder: „Christus in Dachau“. P. Lenz blieb immer der Tridentinischen Messe und der unverkürzten Verkündigung des katholischen Glaubens treu. Er wurde durch die Erzdiözese Wien massiv verfolgt. So verbrachte er seinen Lebensabend, weiterhin segensreich zum Heil der Seelen wirkend, in Villach. Am 16. Juli 1985, am Fest Unserer Lieben Frau vom Berge Karmel, endete das irdische Leben dieses großen österreichischen Priesters.
Und hier die Publikation: „Von der christlichen Liebe“:
1. Die wahre christliche Liebe braucht nicht viele Worte, wohl aber viele Taten! Sie lebt nur von Opfern und lebt im Gebet – oder sie lebt überhaupt nicht!
2. Täglich um diese Liebe beten! Besonders im göttlichen Liebesopfer (Hl. Messe) und nach dem göttlichen Liebesmahl (Hl. Kommunion). „Du sollst Gott, Deinen Herrn, lieben aus deinem ganzen Herzen ... und deinen Nächsten wie dich selbst!“ (Mt 22,37–40).
3. Grundsätzlich nie ein böses Wort! Man wird dabei nicht bersten! (vgl. Jak 3,1–12) „Ein Herz und eine Seele sein!“ (Apg 4,32) Parteien und „Freunderlwirtschaft“ sind der Untergang des guten Geistes in jeder christlichen Gemeinschaft.
4. Grundsätzlich gut denken vom Nächsten. Keine böse Absicht unterstellen. Entschuldigungen gelten lassen. Manche denken nur von sich selbst gut – für schuldig halten sie immer nur die anderen.
5. Monatlich (oder alle Sonntage lesen: 1 Kor 13, 1–7 und Mt 25, 31–46. „was ihr dem Geringsten tut ... !“ Leicht wird uns die echte, rechte Liebe, sobald wir Christus sehen im Mitmenschen!
6. „In eurer Geduld werdet ihr eure Seelen besitzen!“ (Lk 21,19). Das heißt also: ohne Geduld geht die Seele verloren! Ohne Geduld keine Demut, ohne Demut keine Liebe, ohne Liebe keine Tugend.
7. „Siehe, wie gut es ist und angenehm – Brüder (oder Schwestern) in Eintracht beisammen!“ (Ps 132,1) Seien wir gütig zu allen in Gedanken, Worten und Werken! Christus – gnadenhaft in unseren Seelen – wird es uns danken! „Er hat seinen Engeln deinetwegen befohlen ...“ (Ps 91,11) Himmelsfürsten begleiten unser Leben!
8. Eine christliche Gemeinschaft ohne Liebe ist widernatürlich, ist eine Verleugnung des Christentums. Im Kloster vor allem soll diese Liebe herrschen – nicht bloß da sein! „Das ist mein Gebot ...!“ (Joh 15,12) „Ein neues Gebot ...: Liebet einander ...“ (Joh 13,34).
9. Oft ist eine geistliche, eine christliche Person „entzückend lieb“ gegen die Auswärtigen, aber gegen die Hausgenossen eher das Gegenteil: Unsere ersten „Nächsten“ sind unsere Mitbrüder und Mitschwestern, unsere Familie, die Menschen um uns.
10. Niemals schreien, niemanden anschreien. Das ziemt sich nicht für das Haus des Herrn, nicht für die Kinder Gottes! „Weise voll Milde zurecht!“ (Tim 2,25), „unter vier Augen“ (Mt 18,15), „mit großer Ehrfurcht behandelst Du uns (Sap 12,18)….o Gott und achtest den freien Willen, den Du selbst uns geschenkt.“
11. Niemals zanken - am wenigsten vor anderen! Sonst verlieren sie Glauben und Achtung für unser Christentum. Wir werden zum Ärgernis. Edles Dulden und Schweigen wird den Helden zeigen! Was man mit Liebe nicht erreichen kann, muß man mit Geduld ertragen - und beten. Ein „Muss“ kennt nur der Tod.
12. Nörgeln und Kritisieren ist die Unart von Unreifen. Wenn die Liebe spricht, dann immer: das rechte Wort am rechten Ort. Wo Glaube und Vernunft sprechen, da kündet die Liebe zu Gott den heiligen Willen Gottes! Nachgeben - auch vor Untergebenen - wann und wo immer der Heilige Wille Gottes spricht.
13. Wahre Liebe ist selbstlos. Sie hat ständig Sorge, anderen zu helfen, Freude zu bringen. Unablässig findet sie jene „Geringsten“ (Mt 25,40), in denen sie Christus begegnet. Das ist jene Liebe, die jedes Kloster, jedes christliche Heim zum Himmel macht. „Einer für alle - alle für Einen!“
14. Mit gutartigen Menschen auszukommen ist leicht - auch für Heiden und Gottlose (vgl. Mt 5,44-48). Große Tugend braucht es bei schwierigen Charakteren. Diese sind umso empfindlicher und
haben deshalb umso mehr Liebe nötig. Darum gilt umso mehr auch hier: „Was ihr dem Geringsten tut, das habt ihr Mir getan!“.
15. Jedes Menschenherz hungert nach Liebe! Ordensleute z. B. sollen alle ihre Lieben radikal verlassen. Sie erwarten daher im Kloster reichen Ersatz - und mit Recht! Sonst suchen sie die Liebe anderswo. Versagen wir nicht - sonst werden wir mitschuldig!
16. Gotteskinder bindet Christus, die menschgewordene Liebe Gottes. Christus, gelebt und gestorben für alle - Seelenspeise und Bruder uns allen - Retter im Sterben - unendlicher Lohn in der Ewigkeit! Welch göttliche Beweggründe! „Kindlein, liebet einander“ mahnt daher immer wieder der greise Liebesjünger Johannes.
17. Christi göttliche Gnade und göttliche Speise bindet unvergleichlich fester und wertvoller, denn alle Bande des Blutes. Welch eine Tragik, wenn wir gleich Fremden oder Feinden aneinander vorbeigehen. Wie oft geschieht das doch! Niemals vergessen: Mit der Liebe steht und fällt das Christentum!
18. Bei jeder Gewissenserforschung, bei jeder Beichte: keinesfalls die Sünden gegen die Liebe vergessen! Sonst wäre beides fruchtlos, die Beichte sogar oft unwürdig. „Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir ...“ (Mt 6,12) „Was ihr dem Geringsten ...“ (Mt 25,40) Und immer wieder: Christus sehen im Nächsten!
19. „Lass über deinen Zorn die Sonne nicht untergehen!“ (Eph 4,26) Dazu Christi Wort: »Wenn du deine Gabe zum Altare bringst ...“ (Mt 5,23-24). Hast du jemandem wehgetan? Beeile dich und sage
es ihm mit herzlichem Händedruck: „Es tut mir leid!“ (Lk 17,4). So reift die Liebe auf dem Wege zu Gott, der unendlichen Liebe!
20. Du magst alles erdenklich Gute haben, sein, wissen, können und geleistet haben: wenn die Liebe fehlt, ist alles wertlos. „Ich wäre nichts! ... Es nützt mir nichts!“ (1Kor 13,2,3) - Mit der Liebe dagegen ist alles gut und groß vor Gott - und auch der Kleinste und Ärmste im göttlichen Wohlgefallen.
Gerne lassen wir Ihnen diese herrlichen Ratschläge auch als Faltblatt zukommen, dieses ist in unseren Niederlassungen erhältlich!
Wir stehen mitten in der Heiligen Weihnachtszeit, der Monat Jänner ist der Monat, der der Andacht zum Jesuskind und zum Allerheiligsten Namen Jesus in besonderer Weise geweiht ist. Pflegen wir diese schönen Andachten, gehen wir oft zur Krippe, zum Jesuskind, zur Heiligen Familie. Beten wir in Ruhe und Andacht die wunderbare Namen-Jesu-Litanei oder das schöne überlieferte Gebet zum Prager Jesulein. Möge Jesus uns täglich Fortschritte in der Liebe machen lassen und reich dazu begnaden.
Beten wir viel für die Kirche, beten wir für Berufungen, Priesterberufungen, Ordensberufungen. Das ist ein großes Anliegen im Heiligen Jahr 2025. Ich bitte darum, den Priesterdonnerstag, den Herz-Jesu Freitag und den Herz-Mariä Sühnesamstag in diesen Anliegen wirklich zu begehen. Ich bitte die Gläubigen mit Nachdruck, an diesen Tagen die Hl. Messe zu besuchen, die Sakramente zu empfangen und in diesen Anliegen viel zu beten. Das Triduum am Monatsbeginn ist ein großer Segen.
Ein gnadenreiches Heiliges Jahr 2025!
Mit meinem priesterlichen Segen!
Jaidhof, am 1. Januar 2025 ,
Fest der Beschneidung des Herrn



Unmittelbar vor Weihnachten, zum Fest der Unbefleckten Empfängnis Mariens, stellt die Kirche die herrliche Gestalt der Gottesmutter vor unsere Augen, damit wir bei ihr lernen, wie man auf dieser Erde das Heil Gottes empfangen soll. Bereiten wir uns mit der traditionellen Novene gut auf dieses so wichtige Fest vor! Die tägliche Roratemesse im Advent ist auch eine wunderbare zutiefst kirchliche Tradition, die Gottesmutter in diesen Tagen besonders nahe zu haben. Der Erniedrigung des Allmächtigen kann nur die Demut Mariens entgegenkommen. Eine Stimmung unbeschreiblicher Einfachheit herrscht bei der Verkündigung des Engels im Haus von Nazareth, jede äußere Feierlichkeit wird ausgeschlossen und die höchsten Worte, die die Welt je wahrnehmen sollte, werden sehr leise gesprochen, in einer bezaubernden Stille, die jene heilige Nacht von Weihnachten vorwegnimmt.
Kein Geschrei und keine uralte Angst der Menschheit vor dem kommenden Gott, die bei vielen Christen sich leider heute viel zu sehr wieder verbreitet hat, und kein Laut der explodierenden Freude, keine Schwärmerei und Entzückung, sondern die demütige, bescheidene Ergebung Marias in die Hand Gottes: “Ich bin die Magd des Herrn. Mir geschehe nach Deinem Wort!”
Unser Heil ist also nicht, etwas zu erreichen, nachzujagen, zu erbeuten, zu gewinnen - unser Heil kommt, das ist das packende Geheimnis der Weihnacht! Wir alle leben darum gespannt in dieser Erwartung, im Glauben, in der Hoffnung und in der Liebe. So werden wir gerettet.
Nur die Naiven bilden sich ein, Glück, Tugend, Güte und sogar Heiligkeit aus eigener Kraft zu erringen, sich über die Masse der Mittelmäßigen und der Unglücklichen zu erheben.
Und nur diejenigen, die Gott am besten kennen und am tiefsten lieben, nur diese verstehen und bejahen die eigene Ohnmacht und nehmen die einzige Aufgabe an, die Wege Gottes vorzubereiten und auf Seine Ankunft demütig und still zu warten.
Er kam eines Tages und niemand war bereit, Engel und Sterne nur haben Ihn begleitet. Er kam und Er kommt immer wieder, sind wir bereit? Haben wir Häuser und Herzen gefegt, Herzen und Gewissen geputzt? Warten wir wirklich auf diese gnadenhafte Ankunft des Herrn zu uns, bei uns, in uns?
Warten wir auch voller Freude auf die Wiederkunft Christi! Der hl. Papst Gregor der Große (540-604) predigte vor über 1430 Jahren so treffend: „Jene, die Gott lieben, müssen jubeln und sich über das Ende der Welt freuen, denn sicher werden sie bald Jenem begegnen, Den sie lieben, während die Welt bald vergeht, die sie nicht geliebt haben. Deshalb soll es nicht sein, dass der Gläubige, den es drängt, Gott zu sehen, über die Geißeln der Welt weint, von der er weiß, dass sie bestimmt ist, unter ihnen zu enden. Es steht deshalb geschrieben: Wer ein Freund der Welt sein will, macht sich zum Feind Gottes. Wer sich also nicht freut über das nahende Weltenende, zeigt, ihr Freund zu sein, und hat damit bewiesen, ein Feind Gottes zu sein. Über die Zerstörung der Welt weinen jene, die ihre Wurzeln des Herzens in die Liebe zu ihr eingepflanzt haben, jene, die kein zukünftiges Leben suchen, und jene, die sich nicht einmal vorstellen können, dass es ein solches gibt.“ (hl. Gregor d. Gr., Adventpredigt im Jahr 590)
So darf ich Ihnen allen einen gnadenreichen Advent wünschen, eine gute Vorbereitung auf Weihnachten!
Mit meinem priesterlichen Segen!
Und unsere geistliche Freude aus dem gläubigen Leben ist zu groß und zu tief, um den tristen Erscheinungen dieser oder anderer Zeiten zu unterliegen, um uns durch Phantasten und falsche Propheten verwirren zu lassen.
Es ist Advent, der Herr ist nahe und die Freude unaufhaltsam. Nicht nur über die erste Ankunft Christi vor über 2000 Jahren, sondern auch über die bevorstehende Ankunft Christi zum so notwendigen Gericht am Ende der Zeiten. Wir bleiben immer was wir sind: die Armen, die Er bereichert, die Schwachen, die Er stärkt, die Sünder, denen Er verzeiht und die Kinder, die in Seiner Hand festen Halt und in Seiner Kirche Geborgenheit finden. Die Freude ist immer zutiefst mit der Reue und der Liebe verbunden, die den wahren Christen immer prägen. Bewahren wir diese Freude und losgelöste Gelassenheit und Weihnachten wird für uns alle das alte und immer neue, so innige und gnadenbringende Freudenfest sein, das wir erwarten und in unserer Zeit so sehr brauchen.
Das Allerwichtigste ist also die Freude, Jesus in unserem Leben zu erkennen und anzunehmen. Wer diese Freude in der Tiefe der eigenen Seele und in der heiligen Kirche gefunden hat und aufzubewahren weiß, den erschüttert keine aufrührerische und ausposaunte Irrlehre, keine antichristliche Weltgewalt, keine Schwäche der Hirten, kein sittlicher Verfall der Gesellschaft und selbst die eigenen Sünden erschüttern ihn nicht. Jesus will immer durch Stellvertreter bei uns gegenwärtig bleiben, durch Propheten und Jünger, durch Vorläufer und Apostel, durch den hl. Johannes den Täufer und durch den hl. Petrus, die Er zu Prüfsteinen des Glaubens an Seine Person gemacht hat. Und Er sagt: Wenn ihr Johannes nicht geglaubt habt, wie könnt ihr an Mich glauben? und zu Petrus und seinen Nachfolgern: Wer auf euch hört, hört auf Mich, wer euch ablehnt, lehnt Mich ab.
So wie gestern, so bleibt auch heute diese Wahrheit bestehen: Gegen die Kirche und vor allem gegen den Fels, auf den Christus Seine Kirche gebaut hat, gilt weder weltliche Gewalt noch menschliche Wissenschaft, weder herrschende Meinung noch primitive Besserwisserei, weder wahnsinniger Machtanspruch eines französischen Kaisers vor über 200 Jahren, noch die Starallüren aufmüpfiger Kirchenreformer deutscher Zunge - derzeit fließen die letzten Wasser des Rhein noch in den Tiber, was aber bald auch zu Ende sein wird. Keine Angst, der milde Jesus hält immer noch die Schaufel in der Hand, um Seine Tenne zu fegen und Spreu vom Weizen zu trennen. Er weiß es.
Die Stille der Erwartung kann den Ausbruch der Freude über das baldige Kommen Christi nicht mehr hinauszögern, einer Freude, die ja hauptsächlich im Inneren brennt und jede Anspannung löst und sogar Reue und Buße zu beseelen vermag, aber danach drängt, zum Lied zu werden. Denn der Herr ist nahe und jede Bedrückung wird leicht und jede Verlegenheit überwunden. „Was sollen wir tun?“ fragen die Menschen, die die verborgene Quelle der christlichen Freude noch nicht entdeckt haben, jene, die den eigenen Lebenssinn noch nicht erkannten, die an Zauberrezepte glauben, die vor dem Wert des Menschen an sich nur auf die Leistung sehen und diese schätzen. Wer immer nur fragt „Was soll ich tun?“ verlegt seine Frage auf das Tun und dadurch zeigt er seine geistige Unreife.
Denn es geht nicht einfach um den Vollzug gewisser Werke, es geht um den Grund, um den Beweggrund, um das Ziel und die Findung des im Abglanz des Alltags versteckten Schatzes, ja es geht um den Erwerb der kostbaren Perle, deretwegen es alles andere zu verkaufen gilt. Der große hl. Johannes der Täufer, der die Schlangenbrut der Hochmütigen und deren Tatenspitzfindigkeit unbarmherzig geißelt, hatte aber die Stimme des Bräutigams gehört und den Gottessohn als Lamm Gottes gesehen und seine Freude wurde so vollkommen, dass er allen Fragenden zu sagen pflegte: Bleibt an eurem Platz, erfüllt eure Tagespflicht und schaut hin zu eurem Retter und dann werden die Ringe der Eitelkeit von euren gierigen Händen herunterfallen und dann werdet ihr erkennen, was ihr tun sollt. Dann werdet ihr Gerechtigkeit und Liebe zeigen und jene Reinheit des Herzens erreichen, die all eure Werke heiligen wird.

Hochwürdige Mitbrüder, ehrwürdige Brüder und Schwestern im Ordensstand, liebe Gläubige, Freunde und Wohltäter!
Vor einiger Zeit bin ich auf eine kleine private Publikation von P. Johannes Maria Lenz gestoßen. Das Jahr 2025 ist ein Gnadenjahr, weil es ein Heiliges Jahr ist. Ich denke, diese Publikation ist für jeden von uns ein geistliches und asketisches Programm, sehr gut geeignet, unser Leben wieder auf das Wesentliche auszurichten. Ich möchte diese Worte von P. Lenz einer möglichst großen Zahl von Menschen zukommen lassen. Ich bitte auch darum, sie zu verbreiten!
Wer war P. Johannes Maria Lenz? 1902 in Graz geboren, trat er 1923 in den Jesuitenorden ein und wurde nach ordensinterner Formung und dem Studium der Philosophie und Theologie im Jahre 1935 zum Priester geweiht. Im Spätherbst 1938 ermittelte die Gestapo gegen ihn, er wurde beschuldigt, „Gräuelnachrichten“ zu verbreiten und Adolf Hitler beleidigt zu haben. Ende 1938 wurde er im Landesgericht Wien bis Mai 1940 inhaftiert. Im August 1940 wurde er in das KZ Dachau eingeliefert, dort blieb er als Gefangener bis April 1945, er erlitt Misshandlungen und Folter. Nach seiner Befreiung blieb er noch einige Zeit als Seelsorger in Dachau, danach wirkte er als Priester in der Erzdiözese Wien. Seine Erlebnisse in Dachau schrieb er, auch auf ausdrücklichen Wunsch des Papstes, in einem Buch nieder: „Christus in Dachau“. P. Lenz blieb immer der Tridentinischen Messe und der unverkürzten Verkündigung des katholischen Glaubens treu. Er wurde durch die Erzdiözese Wien massiv verfolgt. So verbrachte er seinen Lebensabend, weiterhin segensreich zum Heil der Seelen wirkend, in Villach. Am 16. Juli 1985, am Fest Unserer Lieben Frau vom Berge Karmel, endete das irdische Leben dieses großen österreichischen Priesters.
Und hier die Publikation: „Von der christlichen Liebe“:
1. Die wahre christliche Liebe braucht nicht viele Worte, wohl aber viele Taten! Sie lebt nur von Opfern und lebt im Gebet – oder sie lebt überhaupt nicht!
2. Täglich um diese Liebe beten! Besonders im göttlichen Liebesopfer (Hl. Messe) und nach dem göttlichen Liebesmahl (Hl. Kommunion). „Du sollst Gott, Deinen Herrn, lieben aus deinem ganzen Herzen ... und deinen Nächsten wie dich selbst!“ (Mt 22,37–40).
3. Grundsätzlich nie ein böses Wort! Man wird dabei nicht bersten! (vgl. Jak 3,1–12) „Ein Herz und eine Seele sein!“ (Apg 4,32) Parteien und „Freunderlwirtschaft“ sind der Untergang des guten Geistes in jeder christlichen Gemeinschaft.
4. Grundsätzlich gut denken vom Nächsten. Keine böse Absicht unterstellen. Entschuldigungen gelten lassen. Manche denken nur von sich selbst gut – für schuldig halten sie immer nur die anderen.
5. Monatlich (oder alle Sonntage lesen: 1 Kor 13, 1–7 und Mt 25, 31–46. „was ihr dem Geringsten tut ... !“ Leicht wird uns die echte, rechte Liebe, sobald wir Christus sehen im Mitmenschen!
6. „In eurer Geduld werdet ihr eure Seelen besitzen!“ (Lk 21,19). Das heißt also: ohne Geduld geht die Seele verloren! Ohne Geduld keine Demut, ohne Demut keine Liebe, ohne Liebe keine Tugend.
7. „Siehe, wie gut es ist und angenehm – Brüder (oder Schwestern) in Eintracht beisammen!“ (Ps 132,1) Seien wir gütig zu allen in Gedanken, Worten und Werken! Christus – gnadenhaft in unseren Seelen – wird es uns danken! „Er hat seinen Engeln deinetwegen befohlen ...“ (Ps 91,11) Himmelsfürsten begleiten unser Leben!
8. Eine christliche Gemeinschaft ohne Liebe ist widernatürlich, ist eine Verleugnung des Christentums. Im Kloster vor allem soll diese Liebe herrschen – nicht bloß da sein! „Das ist mein Gebot ...!“ (Joh 15,12) „Ein neues Gebot ...: Liebet einander ...“ (Joh 13,34).
9. Oft ist eine geistliche, eine christliche Person „entzückend lieb“ gegen die Auswärtigen, aber gegen die Hausgenossen eher das Gegenteil: Unsere ersten „Nächsten“ sind unsere Mitbrüder und Mitschwestern, unsere Familie, die Menschen um uns.
10. Niemals schreien, niemanden anschreien. Das ziemt sich nicht für das Haus des Herrn, nicht für die Kinder Gottes! „Weise voll Milde zurecht!“ (Tim 2,25), „unter vier Augen“ (Mt 18,15), „mit großer Ehrfurcht behandelst Du uns (Sap 12,18)….o Gott und achtest den freien Willen, den Du selbst uns geschenkt.“
11. Niemals zanken - am wenigsten vor anderen! Sonst verlieren sie Glauben und Achtung für unser Christentum. Wir werden zum Ärgernis. Edles Dulden und Schweigen wird den Helden zeigen! Was man mit Liebe nicht erreichen kann, muß man mit Geduld ertragen - und beten. Ein „Muss“ kennt nur der Tod.
12. Nörgeln und Kritisieren ist die Unart von Unreifen. Wenn die Liebe spricht, dann immer: das rechte Wort am rechten Ort. Wo Glaube und Vernunft sprechen, da kündet die Liebe zu Gott den heiligen Willen Gottes! Nachgeben - auch vor Untergebenen - wann und wo immer der Heilige Wille Gottes spricht.
13. Wahre Liebe ist selbstlos. Sie hat ständig Sorge, anderen zu helfen, Freude zu bringen. Unablässig findet sie jene „Geringsten“ (Mt 25,40), in denen sie Christus begegnet. Das ist jene Liebe, die jedes Kloster, jedes christliche Heim zum Himmel macht. „Einer für alle - alle für Einen!“
14. Mit gutartigen Menschen auszukommen ist leicht - auch für Heiden und Gottlose (vgl. Mt 5,44-48). Große Tugend braucht es bei schwierigen Charakteren. Diese sind umso empfindlicher und
haben deshalb umso mehr Liebe nötig. Darum gilt umso mehr auch hier: „Was ihr dem Geringsten tut, das habt ihr Mir getan!“.
15. Jedes Menschenherz hungert nach Liebe! Ordensleute z. B. sollen alle ihre Lieben radikal verlassen. Sie erwarten daher im Kloster reichen Ersatz - und mit Recht! Sonst suchen sie die Liebe anderswo. Versagen wir nicht - sonst werden wir mitschuldig!
16. Gotteskinder bindet Christus, die menschgewordene Liebe Gottes. Christus, gelebt und gestorben für alle - Seelenspeise und Bruder uns allen - Retter im Sterben - unendlicher Lohn in der Ewigkeit! Welch göttliche Beweggründe! „Kindlein, liebet einander“ mahnt daher immer wieder der greise Liebesjünger Johannes.
17. Christi göttliche Gnade und göttliche Speise bindet unvergleichlich fester und wertvoller, denn alle Bande des Blutes. Welch eine Tragik, wenn wir gleich Fremden oder Feinden aneinander vorbeigehen. Wie oft geschieht das doch! Niemals vergessen: Mit der Liebe steht und fällt das Christentum!
18. Bei jeder Gewissenserforschung, bei jeder Beichte: keinesfalls die Sünden gegen die Liebe vergessen! Sonst wäre beides fruchtlos, die Beichte sogar oft unwürdig. „Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir ...“ (Mt 6,12) „Was ihr dem Geringsten ...“ (Mt 25,40) Und immer wieder: Christus sehen im Nächsten!
19. „Lass über deinen Zorn die Sonne nicht untergehen!“ (Eph 4,26) Dazu Christi Wort: »Wenn du deine Gabe zum Altare bringst ...“ (Mt 5,23-24). Hast du jemandem wehgetan? Beeile dich und sage
es ihm mit herzlichem Händedruck: „Es tut mir leid!“ (Lk 17,4). So reift die Liebe auf dem Wege zu Gott, der unendlichen Liebe!
20. Du magst alles erdenklich Gute haben, sein, wissen, können und geleistet haben: wenn die Liebe fehlt, ist alles wertlos. „Ich wäre nichts! ... Es nützt mir nichts!“ (1Kor 13,2,3) - Mit der Liebe dagegen ist alles gut und groß vor Gott - und auch der Kleinste und Ärmste im göttlichen Wohlgefallen.
Gerne lassen wir Ihnen diese herrlichen Ratschläge auch als Faltblatt zukommen, dieses ist in unseren Niederlassungen erhältlich!
Wir stehen mitten in der Heiligen Weihnachtszeit, der Monat Jänner ist der Monat, der der Andacht zum Jesuskind und zum Allerheiligsten Namen Jesus in besonderer Weise geweiht ist. Pflegen wir diese schönen Andachten, gehen wir oft zur Krippe, zum Jesuskind, zur Heiligen Familie. Beten wir in Ruhe und Andacht die wunderbare Namen-Jesu-Litanei oder das schöne überlieferte Gebet zum Prager Jesulein. Möge Jesus uns täglich Fortschritte in der Liebe machen lassen und reich dazu begnaden.
Beten wir viel für die Kirche, beten wir für Berufungen, Priesterberufungen, Ordensberufungen. Das ist ein großes Anliegen im Heiligen Jahr 2025. Ich bitte darum, den Priesterdonnerstag, den Herz-Jesu Freitag und den Herz-Mariä Sühnesamstag in diesen Anliegen wirklich zu begehen. Ich bitte die Gläubigen mit Nachdruck, an diesen Tagen die Hl. Messe zu besuchen, die Sakramente zu empfangen und in diesen Anliegen viel zu beten. Das Triduum am Monatsbeginn ist ein großer Segen.
Ein gnadenreiches Heiliges Jahr 2025!
Mit meinem priesterlichen Segen!
Jaidhof, am 1. Januar 2025 ,
Fest der Beschneidung des Herrn