Hochwürdige Mitbrüder, ehrwürdige Brüder und Schwestern im Ordensstand, liebe Gläubige, Freunde und Wohltäter!
Zwei Werke der Nächstenliebe wurden von Anfang der Kirchengeschichte an besonders geschätzt und gepflegt: Das Almosengeben zur Behebung der materiellen Not und die sogenannte Zurechtweisung (correctio fraterna) zum Heil des geistlichen Menschen, zur Hilfe in der schwersten Not, da wir alle verantwortlich sind für unseren Nächsten. Zuerst einmal für seine menschenwürdige materielle Lage: Hunger, Arbeits- und Obdachlosigkeit sollen auch auf Kosten persönlichen Wohlstands überwunden werden. Das scheint von Zeit zu Zeit Herzen und Geldtaschen zu erschüttern, aber die Verantwortung für das ewige Heil des Nächsten wird heute selten übernommen - aus fauler Toleranz, die an Gleichgültigkeit grenzt.
Leibliche Not beeindruckt, wenn ihr erbärmliches Gesicht vor uns erscheint, aber die seelische Not, die Verwirrung, die Entfremdung, tief verwurzelte Fehlhaltungen, die Ärgernis erregenden Verhaltensweisen, die Verlorenheit, die Hoffnungslosigkeit, die Ungerechtigkeit, mit einem Wort: die Sünden des Nächsten erwecken bei uns eher Kritik, selten Erbarmen, noch viel seltener die so hohe Tat der Liebe: die brüderliche Zurechtweisung. Man spricht unter traditionellen Katholiken manchmal von Sonderfällen der Zurechtweisung, wie sie etwa der hl. Thomas von Aquin für die kirchliche Obrigkeit vorsieht; die Zurechtweisung als Werk der echten Nächstenliebe unter Gleichgestellten, um die es hier vor allem geht, wird oft übersehen. Aber sie ist von großer Bedeutung, sie ist ein wunderbares Werk der Barmherzigkeit.
Was ist die „brüderliche Zurechtweisung“?
Die brüderliche Zurechtweisung richtet sich an solche, welche sich in Unwissenheit oder Irrtum befinden, denen es an den benötigten Kenntnissen fehlt zu einer richtigen Führung ihres Lebens. Ihnen muss geholfen werden, das gehört zur echten christlichen Nächstenliebe. Da die Mitmenschen öfters vom Weg der Tugend abweichen, so fordert auch die Liebe, dass wir sie wieder auf die verlassene Bahn der Tugend zurückführen: diese Handlung nennt man brüderliche Zurechtweisung, sie wird uns gerade auch durch die Heilige Schrift und die Tradition klar empfohlen. Wir sind dazu verpflichtet, sooft wir von der Gewissheit der Sünde des fehlenden Nächsten und von der Hoffnung auf seine Besserung überzeugt sind und kein anderer da ist, der dies mit einem besseren Erfolg übernehmen könnte. Die brüderliche Zurechtweisung soll immer im Geist der Demut und der Klugheit ausgeübt werden. Nicht blinder Eifer, Hitze, Jähzorn oder Stolz und Eigendünkel soll uns bei dieser Pflichterfüllung antreiben, denn dadurch würde das Herz des Zurechtgewiesenen verbittert und abgewandt, und wir würden mehr Schaden anrichten, als dem Nächsten wirklich zu nützen. Wir müssen immer auf Ort und Zeit, auf die Person und das Temperament, auf den Charakter, auf die kleinsten Umstände, die oft viel entscheiden, Rücksicht nehmen. Sind die Umstände ungünstig, oder haben wir nicht genug Einsicht und Kraft, um die Besserung des Nächsten zu bewirken, so warte man auf einen rechten Augenblick oder man vertraue die Zurechtweisung einer verständigen Person oder einer Obrigkeit an.
Mit Starkmut und Liebe
Dazu gehört neben der echten Liebe vor allem auch Starkmut, es ist nicht einfach, jemanden in der richtigen Weise fruchtbar zurechtzuweisen. Denn wir wollen unsere Freunde ja eben nicht verlieren und nicht für Besserwisser und Weltverbesserer gehalten werden. Und vor allem gehört hier jene Liebe dazu, die unter der Krankheit des anderen so sehr leidet, weil sie irgendwie auch meine Krankheit ist, bilden wir doch nach der katholischen Lehre einen Leib. Was ein Glied dieses Leibes verletzt, verletzt auch die anderen Glieder und den ganzen Leib, wie Paulus es ausdrückte. Jeder soll die Last des anderen tragen und - so sagt er - er wird das Gesetz Christi erfüllen. Die brüderliche Zurechtweisung gilt als Zeichen und Tat der Nächstenliebe und der Liebe zum ganzen Leib Jesu Christi, zur Kirche, als Erfüllung des Gebotes Jesu ein Meisterwerk der Caritas. Sie versetzt uns in den tiefsten Kern jener Fülle der Liebe, worin die christliche Heiligkeit besteht.
Aufhören mit Kritik und verbitterten Handlungen
Die Kritik und der verdorbene, krankhaft kritische Geist spalten, verwirren, verderben. Diese Kritik ist vor allem sehr oft eine Sünde gegen die Gerechtigkeit und gegen die Liebe, Ehrabschneiderei, bald Verleumdung und manchmal Ohrenbläserei. Leider ist das unter Christen immer wieder sehr verbreitet gewesen im Laufe der Kirchengeschichte, besonders oft auch bei den manchmal scheinbar sehr frommen Leuten, die aber in Folge nur eine peinliche Karikatur der echten, frommen Katholiken sind. Die brüderliche Zurechtweisung, wenn sie unter vier Augen feinfühlig eindeutig und wirklich brüderlich erfolgt, heilt, versöhnt und stellt die Einheit des verwundeten Leibes der Kirche wieder her. Sie wird mit Einmischung in fremde Angelegenheiten, mit plumper Vertraulichkeit oder stolzer Überheblichkeit - „Ich belehre dich!“ - niemals verwechselt. Ich möchte hier wiederum eine Mahnung aussprechen bezüglich des zwischenmenschlichen Umgangs in den neuen Medien, im Internet, in den Blogs und Foren. Bitte lassen wir uns da nicht vom Teufel packen.
Liebe und Wahrheit
Liebe und Wahrheit müssen miteinander verbunden bleiben. Beide sind mühsam zu erringen, beide sind höchst wertvoll, beide schulden wir dem Nächsten: Liebe und Wahrheit! Christus sagt unmissverständlich: wenn diese brüderliche Zurechtweisung erfolglos bleibt, dann sollen die kirchlichen Amtsträger, die Bischöfe und die Priester, einbezogen werden, d.h. dass Jesus selbst der Kirche eine richterliche Funktion über das Böse und die Bösen aufgetragen hat. Denn Er gründete eine Kirche, die keine wattierte Stätte für Unschuldige und Heilige ist. Sie muss sich mit Schlamm und Schmutz und allerlei Bösem herumschlagen und muss das, was falsch ist, auch aufzeigen.
Es ist keine Anmaßung der Hirten, wenn sie Irrlehrer verurteilen bis zum Gebrauch der Exkommunikation, es ist die Gewalt, die Jesus ihnen, den Hirten, im Evangelium deutlich verleiht. Die Hirten tragen eine schwere Verantwortung für alle Glieder des Leibes, sagen wir es einmal bildlich: für die Haut und für das Hirn, für den Weg des Einzelnen und für die Gesundheit des gemeinsamen Blutes. Und da z. B. die gelehrten Universitätsprofessoren, auch die Theologen und die Entscheidungsträger in der Gesellschaft, bekanntlich gegen Irrtum und Schwachheit nicht immun oder gefeit sind, und da ihre Fehler zahlreichen Personen und Gemeinschaften schaden können, soll der Bischof sie auch ermahnen und zurechtweisen, freilich auf die Gefahr hin, dass die überschlauen und leider meist schwer gegen die christlichen Gebote verstoßenden Medien ihm, dem Hirten, nur Willen zur Macht oder einen Versuch, Einfluss in weltliche Dinge zu nehmen, vorwerfen. Es ist aber nicht nur das Recht des Bischofs, sondern es ist auch seine Pflicht! Denn genau so, wie die Vernachlässigung der brüderlichen Zurechtweisung als Sünde der Lieblosigkeit bezeichnet werden muss, so würde sich auch der Verzicht der Amtsträger auf die Ausübung ihrer Richtergewalt als ein Verstoß gegen die Weisung Christi und gegen die ihnen anvertrauten Gemeinden erweisen.
Mit Gebet und Opfer
Jede Zurechtweisung muss ohne Ausnahme durch Gebet und Opfer vorbereitet werden. Ohne übernatürliche Vorbereitung wird sie kaum fruchten können. Neben der tugendhaften Ausübung gehört eine tiefe übernatürliche Gesinnung zu einer gut verrichteten Zurechtweisung dazu. Auch wenn es sich nur um alltägliche, vielleicht gar materielle Kleinigkeiten im Alltag handelt, in der Familie, am Arbeitsplatz. Gerade hier sollen wir uns auch üben! Den Ehemann ermahnen, sich täglich korrekt zu rasieren, die Kinder aufmerksam zu machen, dass die Schuhe schön geputzt sein sollen etc. Wenn wir hier im Alltag die Zurechtweisung üben, dann wird es uns auch in den großen Angelegenheiten des Lebens leichter gelingen. Besonders die Eltern und letztlich alle Vorgesetzten, besonders der Priester, sind hier natürlich aufgefordert, dieses Werk der Barmherzigkeit oft zu üben. Ein guter Priester, der seine Herde liebt, spricht auch Zurechtweisungen aus, meist persönlich, im Beichtstuhl, bei der Seelenführung. Manchmal kann es auch notwendig und heilsam sein für das Gemeinwohl, auf der Kanzel klar und mit Stärke, immer aber auch in herzlicher Liebe eine Zurechtweisung auszusprechen für alle Gläubigen.
Die selbstlose, nicht berechnende Nächstenliebe fordert diese werktätige, mutige – ob gelegen oder ungelegen kommende - Sorge um das Seelenheil aller.
Bitten wir um diese Kostbarkeit der Caritas, die unserem Zusammenleben in Christus, vor allem in der Familie, einen wahren christlichen Ton verleihen kann, wie es zu einer christlichen Gesellschaft auch gehört. Gerade so können wir eine christliche Gesellschaft auch wieder aufbauen. Aber auch die anderen werden uns dankbar sein.
Erholsame Sommermonate
Gerne möchte ich Ihnen allen einen erholsamen Sommer wünschen. Denken Sie an die Erholung von Seele und Leib. Beide brauchen Erholung, vergessen Sie das nicht!
Mit meinem priesterlichen Segen!
Jaidhof, am 1. Juli 2024
Hochwürdige Mitbrüder, ehrwürdige Brüder und Schwestern im Ordensstand, liebe Gläubige, Freunde und Wohltäter!
Zwei Werke der Nächstenliebe wurden von Anfang der Kirchengeschichte an besonders geschätzt und gepflegt: Das Almosengeben zur Behebung der materiellen Not und die sogenannte Zurechtweisung (correctio fraterna) zum Heil des geistlichen Menschen, zur Hilfe in der schwersten Not, da wir alle verantwortlich sind für unseren Nächsten. Zuerst einmal für seine menschenwürdige materielle Lage: Hunger, Arbeits- und Obdachlosigkeit sollen auch auf Kosten persönlichen Wohlstands überwunden werden. Das scheint von Zeit zu Zeit Herzen und Geldtaschen zu erschüttern, aber die Verantwortung für das ewige Heil des Nächsten wird heute selten übernommen - aus fauler Toleranz, die an Gleichgültigkeit grenzt.
Leibliche Not beeindruckt, wenn ihr erbärmliches Gesicht vor uns erscheint, aber die seelische Not, die Verwirrung, die Entfremdung, tief verwurzelte Fehlhaltungen, die Ärgernis erregenden Verhaltensweisen, die Verlorenheit, die Hoffnungslosigkeit, die Ungerechtigkeit, mit einem Wort: die Sünden des Nächsten erwecken bei uns eher Kritik, selten Erbarmen, noch viel seltener die so hohe Tat der Liebe: die brüderliche Zurechtweisung. Man spricht unter traditionellen Katholiken manchmal von Sonderfällen der Zurechtweisung, wie sie etwa der hl. Thomas von Aquin für die kirchliche Obrigkeit vorsieht; die Zurechtweisung als Werk der echten Nächstenliebe unter Gleichgestellten, um die es hier vor allem geht, wird oft übersehen. Aber sie ist von großer Bedeutung, sie ist ein wunderbares Werk der Barmherzigkeit.
Was ist die „brüderliche Zurechtweisung“?
Die brüderliche Zurechtweisung richtet sich an solche, welche sich in Unwissenheit oder Irrtum befinden, denen es an den benötigten Kenntnissen fehlt zu einer richtigen Führung ihres Lebens. Ihnen muss geholfen werden, das gehört zur echten christlichen Nächstenliebe. Da die Mitmenschen öfters vom Weg der Tugend abweichen, so fordert auch die Liebe, dass wir sie wieder auf die verlassene Bahn der Tugend zurückführen: diese Handlung nennt man brüderliche Zurechtweisung, sie wird uns gerade auch durch die Heilige Schrift und die Tradition klar empfohlen. Wir sind dazu verpflichtet, sooft wir von der Gewissheit der Sünde des fehlenden Nächsten und von der Hoffnung auf seine Besserung überzeugt sind und kein anderer da ist, der dies mit einem besseren Erfolg übernehmen könnte. Die brüderliche Zurechtweisung soll immer im Geist der Demut und der Klugheit ausgeübt werden. Nicht blinder Eifer, Hitze, Jähzorn oder Stolz und Eigendünkel soll uns bei dieser Pflichterfüllung antreiben, denn dadurch würde das Herz des Zurechtgewiesenen verbittert und abgewandt, und wir würden mehr Schaden anrichten, als dem Nächsten wirklich zu nützen. Wir müssen immer auf Ort und Zeit, auf die Person und das Temperament, auf den Charakter, auf die kleinsten Umstände, die oft viel entscheiden, Rücksicht nehmen. Sind die Umstände ungünstig, oder haben wir nicht genug Einsicht und Kraft, um die Besserung des Nächsten zu bewirken, so warte man auf einen rechten Augenblick oder man vertraue die Zurechtweisung einer verständigen Person oder einer Obrigkeit an.
Mit Starkmut und Liebe
Dazu gehört neben der echten Liebe vor allem auch Starkmut, es ist nicht einfach, jemanden in der richtigen Weise fruchtbar zurechtzuweisen. Denn wir wollen unsere Freunde ja eben nicht verlieren und nicht für Besserwisser und Weltverbesserer gehalten werden. Und vor allem gehört hier jene Liebe dazu, die unter der Krankheit des anderen so sehr leidet, weil sie irgendwie auch meine Krankheit ist, bilden wir doch nach der katholischen Lehre einen Leib. Was ein Glied dieses Leibes verletzt, verletzt auch die anderen Glieder und den ganzen Leib, wie Paulus es ausdrückte. Jeder soll die Last des anderen tragen und - so sagt er - er wird das Gesetz Christi erfüllen. Die brüderliche Zurechtweisung gilt als Zeichen und Tat der Nächstenliebe und der Liebe zum ganzen Leib Jesu Christi, zur Kirche, als Erfüllung des Gebotes Jesu ein Meisterwerk der Caritas. Sie versetzt uns in den tiefsten Kern jener Fülle der Liebe, worin die christliche Heiligkeit besteht.
Aufhören mit Kritik und verbitterten Handlungen
Die Kritik und der verdorbene, krankhaft kritische Geist spalten, verwirren, verderben. Diese Kritik ist vor allem sehr oft eine Sünde gegen die Gerechtigkeit und gegen die Liebe, Ehrabschneiderei, bald Verleumdung und manchmal Ohrenbläserei. Leider ist das unter Christen immer wieder sehr verbreitet gewesen im Laufe der Kirchengeschichte, besonders oft auch bei den manchmal scheinbar sehr frommen Leuten, die aber in Folge nur eine peinliche Karikatur der echten, frommen Katholiken sind. Die brüderliche Zurechtweisung, wenn sie unter vier Augen feinfühlig eindeutig und wirklich brüderlich erfolgt, heilt, versöhnt und stellt die Einheit des verwundeten Leibes der Kirche wieder her. Sie wird mit Einmischung in fremde Angelegenheiten, mit plumper Vertraulichkeit oder stolzer Überheblichkeit - „Ich belehre dich!“ - niemals verwechselt. Ich möchte hier wiederum eine Mahnung aussprechen bezüglich des zwischenmenschlichen Umgangs in den neuen Medien, im Internet, in den Blogs und Foren. Bitte lassen wir uns da nicht vom Teufel packen.
Liebe und Wahrheit
Liebe und Wahrheit müssen miteinander verbunden bleiben. Beide sind mühsam zu erringen, beide sind höchst wertvoll, beide schulden wir dem Nächsten: Liebe und Wahrheit! Christus sagt unmissverständlich: wenn diese brüderliche Zurechtweisung erfolglos bleibt, dann sollen die kirchlichen Amtsträger, die Bischöfe und die Priester, einbezogen werden, d.h. dass Jesus selbst der Kirche eine richterliche Funktion über das Böse und die Bösen aufgetragen hat. Denn Er gründete eine Kirche, die keine wattierte Stätte für Unschuldige und Heilige ist. Sie muss sich mit Schlamm und Schmutz und allerlei Bösem herumschlagen und muss das, was falsch ist, auch aufzeigen.
Es ist keine Anmaßung der Hirten, wenn sie Irrlehrer verurteilen bis zum Gebrauch der Exkommunikation, es ist die Gewalt, die Jesus ihnen, den Hirten, im Evangelium deutlich verleiht. Die Hirten tragen eine schwere Verantwortung für alle Glieder des Leibes, sagen wir es einmal bildlich: für die Haut und für das Hirn, für den Weg des Einzelnen und für die Gesundheit des gemeinsamen Blutes. Und da z. B. die gelehrten Universitätsprofessoren, auch die Theologen und die Entscheidungsträger in der Gesellschaft, bekanntlich gegen Irrtum und Schwachheit nicht immun oder gefeit sind, und da ihre Fehler zahlreichen Personen und Gemeinschaften schaden können, soll der Bischof sie auch ermahnen und zurechtweisen, freilich auf die Gefahr hin, dass die überschlauen und leider meist schwer gegen die christlichen Gebote verstoßenden Medien ihm, dem Hirten, nur Willen zur Macht oder einen Versuch, Einfluss in weltliche Dinge zu nehmen, vorwerfen. Es ist aber nicht nur das Recht des Bischofs, sondern es ist auch seine Pflicht! Denn genau so, wie die Vernachlässigung der brüderlichen Zurechtweisung als Sünde der Lieblosigkeit bezeichnet werden muss, so würde sich auch der Verzicht der Amtsträger auf die Ausübung ihrer Richtergewalt als ein Verstoß gegen die Weisung Christi und gegen die ihnen anvertrauten Gemeinden erweisen.
Mit Gebet und Opfer
Jede Zurechtweisung muss ohne Ausnahme durch Gebet und Opfer vorbereitet werden. Ohne übernatürliche Vorbereitung wird sie kaum fruchten können. Neben der tugendhaften Ausübung gehört eine tiefe übernatürliche Gesinnung zu einer gut verrichteten Zurechtweisung dazu. Auch wenn es sich nur um alltägliche, vielleicht gar materielle Kleinigkeiten im Alltag handelt, in der Familie, am Arbeitsplatz. Gerade hier sollen wir uns auch üben! Den Ehemann ermahnen, sich täglich korrekt zu rasieren, die Kinder aufmerksam zu machen, dass die Schuhe schön geputzt sein sollen etc. Wenn wir hier im Alltag die Zurechtweisung üben, dann wird es uns auch in den großen Angelegenheiten des Lebens leichter gelingen. Besonders die Eltern und letztlich alle Vorgesetzten, besonders der Priester, sind hier natürlich aufgefordert, dieses Werk der Barmherzigkeit oft zu üben. Ein guter Priester, der seine Herde liebt, spricht auch Zurechtweisungen aus, meist persönlich, im Beichtstuhl, bei der Seelenführung. Manchmal kann es auch notwendig und heilsam sein für das Gemeinwohl, auf der Kanzel klar und mit Stärke, immer aber auch in herzlicher Liebe eine Zurechtweisung auszusprechen für alle Gläubigen.
Die selbstlose, nicht berechnende Nächstenliebe fordert diese werktätige, mutige – ob gelegen oder ungelegen kommende - Sorge um das Seelenheil aller.
Bitten wir um diese Kostbarkeit der Caritas, die unserem Zusammenleben in Christus, vor allem in der Familie, einen wahren christlichen Ton verleihen kann, wie es zu einer christlichen Gesellschaft auch gehört. Gerade so können wir eine christliche Gesellschaft auch wieder aufbauen. Aber auch die anderen werden uns dankbar sein.
Erholsame Sommermonate
Gerne möchte ich Ihnen allen einen erholsamen Sommer wünschen. Denken Sie an die Erholung von Seele und Leib. Beide brauchen Erholung, vergessen Sie das nicht!
Mit meinem priesterlichen Segen!
Jaidhof, am 1. Juli 2024