

Hochwürdige Mitbrüder, ehrwürdige Brüder und Schwestern im Ordensstand, liebe Gläubige, Freunde und Wohltäter!
„So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er Seinen eingeborenen Sohn dahingab, damit jeder, der an Ihn glaubt, nicht zugrunde geht, sondern das ewige Leben besitze“ (Joh 3,16). Und was dieser Eingeborene des Vaters am Kreuz in blutiger Weise getan hat, das tut er noch fort in unblutiger Weise beim Heiligen Messopfer. Er opfert Sich mit all Seinen Verdiensten dem Vater für uns auf dem Altare auf. Welch eine Liebe! Er geht täglich auf unseren Altären mit Seinem eigenen Blut in das Allerheiligste Gottes hinein, mit jenem Blut, das mehr um Gnade für die Menschen zum Himmel schreit, als das Blut Abels um Rache geschrien hat. Welch eine Liebe! So oft wir zur Hl. Messe gehen, gehen wir nach Jerusalem zum Kalvarienberg hinauf!
Die Liebe Christi zu uns
Es ist dem Heiland (wir müssen dieses schöne Wort wieder öfters gebrauchen!) aber nicht genug, nur Sein Opfer auf unseren Altären zu erneuern: Er bleibt in diesem erhabensten aller Geheimnisse auch außerhalb der Hl. Messe fortwährend mitten unter uns mit Gottheit und Menschheit, mit Leib und mit Seele. „Meine Lust ist es, sagt Er im Buch der Sprichwörter (Prov 8,31) bei den Menschenkindern zu wohnen.“ Wie ein guter Vater gerne im Kreis seiner Kinder sich aufhält, so bleibt Jesus mitten unter den Seinen im Tabernakel. Für uns Katholiken gilt wohl vorzüglich das Wort des Moses: „Es ist kein anderes Volk so groß, dem sein Gott so nahe wäre, wie Er, unser Gott, uns nahe ist.“ (Deut 4,7) Und noch immer ist die Liebe Gottes zu uns nicht gesättigt. Es drängt Ihn, nicht nur unter uns, sondern auch in uns zu sein. Er will von uns genossen werden, und mitten in unseren Herzen Platz nehmen durch die Heilige Kommunion. „Esset – dieses ist Mein Leib – trinket alle daraus, dieses ist Mein Blut“ (Mt 26,26f). Welch eine große Liebe der unendlichen Majestät, des Lieben Gottes, zu uns armen Menschenkindern.
Jeder denkende und fühlende Christ erkennt, mit welchem Recht das Konzil von Trient sagt: „Der Gottmensch Jesus Christus habe in diesem Geheimnis des Altares gleichsam ausgegossen den Reichtum Seiner göttlichen Liebe gegen die Menschen.“1Das Altarsakrament ist, kraft der hl. Wandlung, durch die sog. Transsubstantiation (wir sollten dieses wichtige theologische Wort, der Gipfelpunkt der katholischen Theologie, oft und oft in den Mund nehmen als Katholiken) der wahre Leib und das wahre Blut Jesu Christi unter den Gestalten des Brotes und des Weines, es ist Jesus Christus Selbst, wahrer Gott und wahrer Mensch, hochgelobt und gebenedeit in Ewigkeit!
Zentrales Geheimnis und größter Schatz
„Die Eucharistie ist ein Sakrament, in welchem, durch die wunderbare Verwandlung der ganzen Substanz des Brotes in den Leib Jesu Christi und der des Weines in Sein kostbares Blut, der Leib, das Blut, die Seele und die Gottheit des Herrn Jesus Christus selbst unter den Gestalten des Brotes und des Weines wahrhaft, wirklich und wesentlich enthalten sind, um unsere geistige Nahrung zu sein.“2So beginnt der hl. Papst Pius X., der Patron unserer Priesterbruderschaft St. Pius X., in seinem berühmten Kompendium der christlichen Lehre den Abschnitt über die Eucharistie und das Messopfer und bringt hier auch schon die allerwesentlichsten Wahrheiten in klaren Worten zum Ausdruck. Das zentrale Geheimnis und der größte Schatz unseres katholischen Glaubens ist das eucharistische Opfersakrament. Was wir nicht kennen, schätzen wir nicht. Dieser Grundsatz gilt auch vom Höchsten, was in unserer Kirche an Schätzen enthalten ist, eben von der Eucharistie, dem Hochheiligen Altarsakrament.
„Venite, comedite panem meum, et bibite vinum quod miscui vobis. (Prov. 9.) Mit diesen Worten ladet uns der Herr zu dem heilbringenden Mahl ein, wozu er eine kostbare Speise bereitete, nämlich Sein Fleisch und Sein Blut … Das Sakrament des Altares ist eine geheime Sache, gleichsam ein heiliges Geheimnis (sacramentum – sacrum secretum), dessen Grund man nicht den Ungläubigen, sondern den Gläubigen aufdecken soll. Es ist aber die Ursache der Einsetzung eine dreifache; nämlich das Andenken an den Erlöser, das Opfer des Altares und die Speise des Menschen. Die göttliche Weisheit traf diese drei Veranstaltungen gegen die drei alten Übel; nämlich gegen die Vergessenheit Gottes, gegen die, wegen des Raubes einer fremden Sache, zugezogene Schuld und gegen das durch den Genuss des unheilvollen Apfels herbeigeführte Verderben. Denn die Stammeltern ließen sich von der Schlange verführen und zogen sich dieses dreifache Übel zu und durch sie wurden ihre Nachkommen verdorben.“3
Der hl. Thomas von Aquin wurde von Papst Urban IV. beauftragt, Messe und Offizium des 1264 eingeführten Fronleichnamsfestes, des großen Dankfestes für das Allerheiligste Altarsakrament, zusammenzustellen. Er verfasste die großartigen Hymnen, die die Kirche seither an diesem Festtag singt. Er ist der große theologische Meister, gerade auch in diesem Traktat über die heilige Eucharistie; so soll diese kurze Arbeit eine Übersicht über seine wesentlichen Lehren aus seiner theologischen Summe darstellen. Er hat eben wahrhaft meisterhaft den Gläubigen die Gründe dieses hochheiligen Geheimnisses aufgedeckt.
Jugendarbeit in der Kirche und Berufungen
Einer der letzten lebenden Priester meiner Kindheit feiert heuer sein 60-jähriges Priesterjubiläum. Kürzlich berichtete er, wie sehr ihn als Kind und Jugendlicher, besonders als Ministrant die Hl. Messe bewegt hat. Er schrieb mir vor einiger Zeit in einem Brief: „Erst kürzlich führte ich ein Gespräch mit einem Freund, mit dem ich zusammen als Ministrant meinen Dienst tat. Es war uns egal, ob lateinisch oder deutsch; es war einfach die Freude, dabei zu sein. Verstanden haben wir nichts, und doch haben uns die Feiern fasziniert, in die wir eingebunden waren. Ich denke, es war einfach die Atmosphäre, die uns bei der Feier der Liturgie umgab: Der Raum mit seiner Ausstattung und seinem Schmuck, die Musik mit Orgel und Gesang, das Läuten der Glocken und das Klingeln, die Gewänder, das Stehen, Sitzen, Knien und die Prozessionen, der Weihrauch, die Kerzen, aber auch die Stille, das Miteinander-da-sein. Es war wie ein Spiel, ein heiliges Spiel, aber keine Spielerei! Es gab keine besonders gestalteten Gottesdienste für Kinder, keine eigene „Kinderliturgie“. Die hätten mich wohl auch nicht interessiert. Mir ging es vielmehr eher darum, langsam in das Leben und Feiern der Erwachsenen im Gottesdienst hineinzuwachsen. Man kann vielleicht sagen: Kinder verstehen das alles nicht, da braucht es etwas „Kindgemäßes“. Aber verstehen wir als Erwachsene alles, was wir feiern? Es geht doch um etwas, das unser Verstehen übersteigt. Kinder sollen langsam in die Feier der Gottesdienste eingebunden werden. Entsprechende Richtlinien gibt es dafür. Ich denke dabei an den Satz, den die Weisheit im Alten Testament sagt: „… als Er (der Schöpfer) die Fundamente der Erde abmaß, da war ich als geliebtes Kind bei Ihm. Ich war Seine Freude Tag für Tag und spielte vor Ihm allezeit. Ich spielte auf Seinem Erdenrund und meine Freude war es, bei den Menschen zu sein.“ (Spr 8,29b-31) So ist es mit der Liturgie: Wir sind bei Ihm, unserem Schöpfer, spielen vor Ihm auf dem Erdenrund, und das alles in der Gemeinschaft mit ebenso gläubigen Menschen. Die Spielregeln bietet der Ritus. Das ist es, was uns Freude bereitet. So erschließt sich langsam, sehr langsam das gefeierte Geheimnis, einmal hier ein Stück, einmal dort. …“
Liebe zum Kult, zur echten katholischen Liturgie vermitteln
Ich erinnere mich an eine andere Aussage einer Dame in meiner frühen Kindheit vor über 35 Jahren, die aus einem kommunistischen Land kam, wo die Christen massiv verfolgt wurden. Sie wurde zu einer Familienmesse eingeladen. Sie sagte: „Was ist denn das? Bei uns gibt es das nicht, bei uns sind in jeder Messe viele Familien.“ Hier sieht man eindeutig, wieviel die Neuerungen in der Kirche zerstört haben, aber vielleicht auch manchmal ein zu moderner Geist, selbst in Kreisen der Tradition. Man benutzt die Messe als Mittel für Katechese und Familienseelsorge. Furchtbar! Man zelebriert die alte Messe, aber ist sonst ganz modern in allem, nimmt alles ohne großes Nachdenken an, was die Welt heute mit uns macht oder uns aufzwingen will. Ein persönliches Beispiel: Die Mitbrüder im Distrikt und die Sakristane wissen es schon, wie sehr ich neu angefertigte Messgewänder ablehne, die von weitem prächtig glänzen, aber aus Kunststoff sind, mit einem Computerprogramm bestickt wurden, von der Stange, auch wenn sie von der Ferne wie die alten aussehen. Hier zeigt sich sehr Wesentliches: Wie sehr es an Liebe zu Gott mangelt, auch an Liebe zum Kult, zur Eucharistie, zum größten Schatz auf Erden. Hier verbirgt sich einer der tieferen Gründe, warum es heute keine Berufungen mehr gibt, weil die Liebe zum Allerheiligsten oft nur noch mechanisch, technokratisch, rubrizistisch im schlechten Sinn ist, oder voll von kaltem, rigorosen Jansenismus. Es gibt nur noch wenige liebende Menschen in der Kirche, die für den Lieben Gott arbeiten und opfern, besonders auch die kostbare Zeit opfern, freiwillig sich zum Dienst für Gott melden.
Neue Ausrichtung auf das Wesentliche
Es braucht hier eine neue Ausrichtung auf das Wesentliche. Die Liebe zum Heiland im Altarsakrament muss durch die Priester zuallererst wieder sichtbar werden, durch ihr heiligmäßiges Leben, durch die würdige Zelebration der Liturgie in allen Details. Würde ist nicht Technokratie oder kalter Rubrizismus, sondern Liebe. Ich gestehe es hier öffentlich, ich habe mit der gesamten liturgischen Bewegung des 20. Jahrhunderts, auch mit dem, was objektiv nicht schlecht war, meine Probleme und lehne sie meist ab, weil sie von kalten Akademikern kam, mit einem technokratischen Übereifer, aber keinem Eifer aus dem Glauben, der Hoffnung und der Liebe, wie es bei den Heiligen war. Die Messe ist keine Turnstunde, keine Blätterstunde im Schott oder sonstigen Büchern für das gläubige Volk. Manche tridentinische Messe war dazu verkommen. Die Leute wissen gar nicht so recht, den Heiland anzubeten, sich mit Ihm zu vereinen, weil die Messe zu einer technokratischen Übung geworden ist. Der neue Ritus, mit all seinen ganz schweren Mängeln trieb das mit voller Kraft weiter voran. Und heute stehen wir in der Kirche da, wo wir sind. Gott sei Dank hatten wir Erzbischof Marcel Lefebvre und eine Reihe von guten, vernünftigen Priestern.
Machen wir eine gute Gewissenserforschung, gerade auch die Priester und die Familien! Wie sehr erleben die Kinder, die Jugendlichen wirklich eine echte Liebe zum Herrn in der Eucharistie, zur Heiligen Messe, dem größten Schatz auf Erden? Ist es nicht allzu oft ein Minimalismus, eine Pflichterfüllung ohne tiefe Liebe? Wie sehr fördern etwa die Familien das Ministrieren ihrer Söhne? Wir gut bereitet man sich zu Hause auf die Hl. Messe vor? Gerne werde ich über dieses wichtige Thema in den kommenden Monaten noch weitersprechen.
Lassen wir im Monat des hl. Joseph und auch durch die beginnende Fastenzeit unseren Eifer für die Heilige Messe wieder wachsen, gerade auch - wenn es die Standespflichten erlauben - für den Besuch der Werktagsmesse - wir brauchen dringend eine neue Vertiefung in dieses zentrale Geheimnis unseres Glaubens. Lesen wir auch gute Bücher über die traditionelle Messe mit der überlieferten Lehre der katholischen Kirche. Eines muss für die Mitbrüder, die Familien und alle Gläubigen klar sein: Im Zentrum der Jugendarbeit steht die Hl. Messe, sie muss den Vorrang haben vor allem anderen!
Mit meinem priesterlichen Segen!
Jaidhof, 1. März 2025
1 Konzil von Trient, sess.13 cap 2.
2 Hl. Pius X., Kompendium der christlichen Lehre, Kap. 4 von der Eucharistie, S. 191, hrsg. von der Priesterbruderschaft St. Pius X., Wien 1981.
3 Thomas von Aquin, Opuscula Theologica - De Venerabili Sacramento Altaris, aus dem Lateinischen von Johann Nep. Oischinger, Verlag C. Veith, Donauwörth 1847, S. 1 f.




Hochwürdige Mitbrüder, ehrwürdige Brüder und Schwestern im Ordensstand, liebe Gläubige, Freunde und Wohltäter!
„So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er Seinen eingeborenen Sohn dahingab, damit jeder, der an Ihn glaubt, nicht zugrunde geht, sondern das ewige Leben besitze“ (Joh 3,16). Und was dieser Eingeborene des Vaters am Kreuz in blutiger Weise getan hat, das tut er noch fort in unblutiger Weise beim Heiligen Messopfer. Er opfert Sich mit all Seinen Verdiensten dem Vater für uns auf dem Altare auf. Welch eine Liebe! Er geht täglich auf unseren Altären mit Seinem eigenen Blut in das Allerheiligste Gottes hinein, mit jenem Blut, das mehr um Gnade für die Menschen zum Himmel schreit, als das Blut Abels um Rache geschrien hat. Welch eine Liebe! So oft wir zur Hl. Messe gehen, gehen wir nach Jerusalem zum Kalvarienberg hinauf!
Die Liebe Christi zu uns
Es ist dem Heiland (wir müssen dieses schöne Wort wieder öfters gebrauchen!) aber nicht genug, nur Sein Opfer auf unseren Altären zu erneuern: Er bleibt in diesem erhabensten aller Geheimnisse auch außerhalb der Hl. Messe fortwährend mitten unter uns mit Gottheit und Menschheit, mit Leib und mit Seele. „Meine Lust ist es, sagt Er im Buch der Sprichwörter (Prov 8,31) bei den Menschenkindern zu wohnen.“ Wie ein guter Vater gerne im Kreis seiner Kinder sich aufhält, so bleibt Jesus mitten unter den Seinen im Tabernakel. Für uns Katholiken gilt wohl vorzüglich das Wort des Moses: „Es ist kein anderes Volk so groß, dem sein Gott so nahe wäre, wie Er, unser Gott, uns nahe ist.“ (Deut 4,7) Und noch immer ist die Liebe Gottes zu uns nicht gesättigt. Es drängt Ihn, nicht nur unter uns, sondern auch in uns zu sein. Er will von uns genossen werden, und mitten in unseren Herzen Platz nehmen durch die Heilige Kommunion. „Esset – dieses ist Mein Leib – trinket alle daraus, dieses ist Mein Blut“ (Mt 26,26f). Welch eine große Liebe der unendlichen Majestät, des Lieben Gottes, zu uns armen Menschenkindern.
Jeder denkende und fühlende Christ erkennt, mit welchem Recht das Konzil von Trient sagt: „Der Gottmensch Jesus Christus habe in diesem Geheimnis des Altares gleichsam ausgegossen den Reichtum Seiner göttlichen Liebe gegen die Menschen.“1Das Altarsakrament ist, kraft der hl. Wandlung, durch die sog. Transsubstantiation (wir sollten dieses wichtige theologische Wort, der Gipfelpunkt der katholischen Theologie, oft und oft in den Mund nehmen als Katholiken) der wahre Leib und das wahre Blut Jesu Christi unter den Gestalten des Brotes und des Weines, es ist Jesus Christus Selbst, wahrer Gott und wahrer Mensch, hochgelobt und gebenedeit in Ewigkeit!
Zentrales Geheimnis und größter Schatz
„Die Eucharistie ist ein Sakrament, in welchem, durch die wunderbare Verwandlung der ganzen Substanz des Brotes in den Leib Jesu Christi und der des Weines in Sein kostbares Blut, der Leib, das Blut, die Seele und die Gottheit des Herrn Jesus Christus selbst unter den Gestalten des Brotes und des Weines wahrhaft, wirklich und wesentlich enthalten sind, um unsere geistige Nahrung zu sein.“2So beginnt der hl. Papst Pius X., der Patron unserer Priesterbruderschaft St. Pius X., in seinem berühmten Kompendium der christlichen Lehre den Abschnitt über die Eucharistie und das Messopfer und bringt hier auch schon die allerwesentlichsten Wahrheiten in klaren Worten zum Ausdruck. Das zentrale Geheimnis und der größte Schatz unseres katholischen Glaubens ist das eucharistische Opfersakrament. Was wir nicht kennen, schätzen wir nicht. Dieser Grundsatz gilt auch vom Höchsten, was in unserer Kirche an Schätzen enthalten ist, eben von der Eucharistie, dem Hochheiligen Altarsakrament.
„Venite, comedite panem meum, et bibite vinum quod miscui vobis. (Prov. 9.) Mit diesen Worten ladet uns der Herr zu dem heilbringenden Mahl ein, wozu er eine kostbare Speise bereitete, nämlich Sein Fleisch und Sein Blut … Das Sakrament des Altares ist eine geheime Sache, gleichsam ein heiliges Geheimnis (sacramentum – sacrum secretum), dessen Grund man nicht den Ungläubigen, sondern den Gläubigen aufdecken soll. Es ist aber die Ursache der Einsetzung eine dreifache; nämlich das Andenken an den Erlöser, das Opfer des Altares und die Speise des Menschen. Die göttliche Weisheit traf diese drei Veranstaltungen gegen die drei alten Übel; nämlich gegen die Vergessenheit Gottes, gegen die, wegen des Raubes einer fremden Sache, zugezogene Schuld und gegen das durch den Genuss des unheilvollen Apfels herbeigeführte Verderben. Denn die Stammeltern ließen sich von der Schlange verführen und zogen sich dieses dreifache Übel zu und durch sie wurden ihre Nachkommen verdorben.“3
Der hl. Thomas von Aquin wurde von Papst Urban IV. beauftragt, Messe und Offizium des 1264 eingeführten Fronleichnamsfestes, des großen Dankfestes für das Allerheiligste Altarsakrament, zusammenzustellen. Er verfasste die großartigen Hymnen, die die Kirche seither an diesem Festtag singt. Er ist der große theologische Meister, gerade auch in diesem Traktat über die heilige Eucharistie; so soll diese kurze Arbeit eine Übersicht über seine wesentlichen Lehren aus seiner theologischen Summe darstellen. Er hat eben wahrhaft meisterhaft den Gläubigen die Gründe dieses hochheiligen Geheimnisses aufgedeckt.
Jugendarbeit in der Kirche und Berufungen
Einer der letzten lebenden Priester meiner Kindheit feiert heuer sein 60-jähriges Priesterjubiläum. Kürzlich berichtete er, wie sehr ihn als Kind und Jugendlicher, besonders als Ministrant die Hl. Messe bewegt hat. Er schrieb mir vor einiger Zeit in einem Brief: „Erst kürzlich führte ich ein Gespräch mit einem Freund, mit dem ich zusammen als Ministrant meinen Dienst tat. Es war uns egal, ob lateinisch oder deutsch; es war einfach die Freude, dabei zu sein. Verstanden haben wir nichts, und doch haben uns die Feiern fasziniert, in die wir eingebunden waren. Ich denke, es war einfach die Atmosphäre, die uns bei der Feier der Liturgie umgab: Der Raum mit seiner Ausstattung und seinem Schmuck, die Musik mit Orgel und Gesang, das Läuten der Glocken und das Klingeln, die Gewänder, das Stehen, Sitzen, Knien und die Prozessionen, der Weihrauch, die Kerzen, aber auch die Stille, das Miteinander-da-sein. Es war wie ein Spiel, ein heiliges Spiel, aber keine Spielerei! Es gab keine besonders gestalteten Gottesdienste für Kinder, keine eigene „Kinderliturgie“. Die hätten mich wohl auch nicht interessiert. Mir ging es vielmehr eher darum, langsam in das Leben und Feiern der Erwachsenen im Gottesdienst hineinzuwachsen. Man kann vielleicht sagen: Kinder verstehen das alles nicht, da braucht es etwas „Kindgemäßes“. Aber verstehen wir als Erwachsene alles, was wir feiern? Es geht doch um etwas, das unser Verstehen übersteigt. Kinder sollen langsam in die Feier der Gottesdienste eingebunden werden. Entsprechende Richtlinien gibt es dafür. Ich denke dabei an den Satz, den die Weisheit im Alten Testament sagt: „… als Er (der Schöpfer) die Fundamente der Erde abmaß, da war ich als geliebtes Kind bei Ihm. Ich war Seine Freude Tag für Tag und spielte vor Ihm allezeit. Ich spielte auf Seinem Erdenrund und meine Freude war es, bei den Menschen zu sein.“ (Spr 8,29b-31) So ist es mit der Liturgie: Wir sind bei Ihm, unserem Schöpfer, spielen vor Ihm auf dem Erdenrund, und das alles in der Gemeinschaft mit ebenso gläubigen Menschen. Die Spielregeln bietet der Ritus. Das ist es, was uns Freude bereitet. So erschließt sich langsam, sehr langsam das gefeierte Geheimnis, einmal hier ein Stück, einmal dort. …“
Liebe zum Kult, zur echten katholischen Liturgie vermitteln
Ich erinnere mich an eine andere Aussage einer Dame in meiner frühen Kindheit vor über 35 Jahren, die aus einem kommunistischen Land kam, wo die Christen massiv verfolgt wurden. Sie wurde zu einer Familienmesse eingeladen. Sie sagte: „Was ist denn das? Bei uns gibt es das nicht, bei uns sind in jeder Messe viele Familien.“ Hier sieht man eindeutig, wieviel die Neuerungen in der Kirche zerstört haben, aber vielleicht auch manchmal ein zu moderner Geist, selbst in Kreisen der Tradition. Man benutzt die Messe als Mittel für Katechese und Familienseelsorge. Furchtbar! Man zelebriert die alte Messe, aber ist sonst ganz modern in allem, nimmt alles ohne großes Nachdenken an, was die Welt heute mit uns macht oder uns aufzwingen will. Ein persönliches Beispiel: Die Mitbrüder im Distrikt und die Sakristane wissen es schon, wie sehr ich neu angefertigte Messgewänder ablehne, die von weitem prächtig glänzen, aber aus Kunststoff sind, mit einem Computerprogramm bestickt wurden, von der Stange, auch wenn sie von der Ferne wie die alten aussehen. Hier zeigt sich sehr Wesentliches: Wie sehr es an Liebe zu Gott mangelt, auch an Liebe zum Kult, zur Eucharistie, zum größten Schatz auf Erden. Hier verbirgt sich einer der tieferen Gründe, warum es heute keine Berufungen mehr gibt, weil die Liebe zum Allerheiligsten oft nur noch mechanisch, technokratisch, rubrizistisch im schlechten Sinn ist, oder voll von kaltem, rigorosen Jansenismus. Es gibt nur noch wenige liebende Menschen in der Kirche, die für den Lieben Gott arbeiten und opfern, besonders auch die kostbare Zeit opfern, freiwillig sich zum Dienst für Gott melden.
Neue Ausrichtung auf das Wesentliche
Es braucht hier eine neue Ausrichtung auf das Wesentliche. Die Liebe zum Heiland im Altarsakrament muss durch die Priester zuallererst wieder sichtbar werden, durch ihr heiligmäßiges Leben, durch die würdige Zelebration der Liturgie in allen Details. Würde ist nicht Technokratie oder kalter Rubrizismus, sondern Liebe. Ich gestehe es hier öffentlich, ich habe mit der gesamten liturgischen Bewegung des 20. Jahrhunderts, auch mit dem, was objektiv nicht schlecht war, meine Probleme und lehne sie meist ab, weil sie von kalten Akademikern kam, mit einem technokratischen Übereifer, aber keinem Eifer aus dem Glauben, der Hoffnung und der Liebe, wie es bei den Heiligen war. Die Messe ist keine Turnstunde, keine Blätterstunde im Schott oder sonstigen Büchern für das gläubige Volk. Manche tridentinische Messe war dazu verkommen. Die Leute wissen gar nicht so recht, den Heiland anzubeten, sich mit Ihm zu vereinen, weil die Messe zu einer technokratischen Übung geworden ist. Der neue Ritus, mit all seinen ganz schweren Mängeln trieb das mit voller Kraft weiter voran. Und heute stehen wir in der Kirche da, wo wir sind. Gott sei Dank hatten wir Erzbischof Marcel Lefebvre und eine Reihe von guten, vernünftigen Priestern.
Machen wir eine gute Gewissenserforschung, gerade auch die Priester und die Familien! Wie sehr erleben die Kinder, die Jugendlichen wirklich eine echte Liebe zum Herrn in der Eucharistie, zur Heiligen Messe, dem größten Schatz auf Erden? Ist es nicht allzu oft ein Minimalismus, eine Pflichterfüllung ohne tiefe Liebe? Wie sehr fördern etwa die Familien das Ministrieren ihrer Söhne? Wir gut bereitet man sich zu Hause auf die Hl. Messe vor? Gerne werde ich über dieses wichtige Thema in den kommenden Monaten noch weitersprechen.
Lassen wir im Monat des hl. Joseph und auch durch die beginnende Fastenzeit unseren Eifer für die Heilige Messe wieder wachsen, gerade auch - wenn es die Standespflichten erlauben - für den Besuch der Werktagsmesse - wir brauchen dringend eine neue Vertiefung in dieses zentrale Geheimnis unseres Glaubens. Lesen wir auch gute Bücher über die traditionelle Messe mit der überlieferten Lehre der katholischen Kirche. Eines muss für die Mitbrüder, die Familien und alle Gläubigen klar sein: Im Zentrum der Jugendarbeit steht die Hl. Messe, sie muss den Vorrang haben vor allem anderen!
Mit meinem priesterlichen Segen!
Jaidhof, 1. März 2025
1 Konzil von Trient, sess.13 cap 2.
2 Hl. Pius X., Kompendium der christlichen Lehre, Kap. 4 von der Eucharistie, S. 191, hrsg. von der Priesterbruderschaft St. Pius X., Wien 1981.
3 Thomas von Aquin, Opuscula Theologica - De Venerabili Sacramento Altaris, aus dem Lateinischen von Johann Nep. Oischinger, Verlag C. Veith, Donauwörth 1847, S. 1 f.