Vorwort des Distriktoberen
Gedanken zum Allerheiligen- und Allerseelenmonat November
Das letzte Ziel unseres Lebens

Hochwürdige Mitbrüder, ehrwürdige Brüder und Schwestern im Ordensstand, liebe Gläubige, Freunde und Wohltäter!

Die Heiligen sind die echten Diener Gottes! Alle Menschen der Tat verstehen und schätzen, was Dienen ist, Dienst an Gott und Dienst am Menschen. Dies entsprach auch noch ganz der katholischen Leistungskultur des 20. Jahrhunderts und manchmal, auch besonders bei der in der Neuzeit geprägten Spiritualität, denken wir an die aktiven Orden in der Schule und der Krankenpflege, deren Gründer aber viel tiefer blickten und viel umfassender das christliche Leben verstanden, denken wir etwa an den großen heiligen Vinzenz von Paul oder an den heiligen Johannes Bosco. Die Heiligen waren doch ein wenig und doch ganz wesentlich anders.

Die Schöpfung und unser Ziel

Sagen wir mit klaren Worten, das letzte Ziel unseres Lebens sei die Verherrlichung Gottes, so geraten viele in Verlegenheit. Denn Dienen und Opfern sind immerhin Taten, Werke, Einsatz, messbare, nachprüfbare Handlungen, aber das reine Verherrlichen, Lobpreisen, Besingen Gottes sind uns so fremd geworden, weil sie uns nutz- und wirkungslos scheinen. Wir fühlen dieses Bedürfnis nicht, und Gott bedarf dessen anscheinend auch nicht. Wie könnten wir Seiner Größe und Herrlichkeit etwas hinzufügen? Gott braucht im Grunde noch viel weniger unsere Werke, was könnten wir Ihm anbieten, das Er uns nicht schon gegeben und im Voraus in uns gelegt hätte? Und doch: Was für einen Sinn hat die ganze Schöpfung, wenn nicht das Erkennen der unerschöpflichen Gottesliebe, die alles aus dem Nichts entstehen ließ?

Was ist denn jedes Geschöpf, wenn nicht eine geringfügige musikalische Note der kosmischen Symphonie der göttlichen Herrlichkeit?

Wir sind nicht auf dieser Welt, um nur etwas zu leisten, sondern nur um Sein Licht widerzuspiegeln, um die Schönheit, die Güte und Wahrheit Gottes - jeder in seinem kleinen Bereich - zu offenbaren. Wir sind da, einfach, um von Ihm und in Ihm und durch Ihn zu leben, kurz oder lang, erfolgreich oder bescheiden, die Mühe der Zeit zu tragen, das Kreuz unserer persönlichen Schwachheit auf uns zu nehmen und unser ganzes Schicksal Ihm zu überlassen, Ihm, dem Schöpfer, dem wirklich Liebenden, dem Retter, damit nicht unser armseliges Werk, sondern das Werk der ewigen Weisheit und der unendlichen Güte Gottes vollendet werde. Wir müssen zu dieser echten Ausgewogenheit zwischen kontemplativem und aktivem Leben zurückkehren. Der hl. Ignatius von Loyola gibt uns da in seinen Exerzitien das richtige Programm, das rechte Prinzip und Fundament.

Christliches Leben und Ausstrahlung echten Friedens

Da Christus Abglanz des Vaters, ungetrübtes Licht Seines Lichtes und gleichzeitig vollkommener Mensch ist, verherrlicht Er den Vater, wie kein bloßes Geschöpf es tun könnte. Da Er zu uns gekommen ist und durch die Sendung Seines Geistes in uns lebt und wirkt, sollten wir begreifen, dass, wenn wir an unserem Platz bleiben, unsere Berufspflichten und unsere täglichen Aufgaben erfüllen und dem Nächsten in der Familie, im beruflichen und sozialen Bereich so liebevoll wie möglich begegnen und dienen, wir Gott in Christus, durch Christus und mit Christus verherrlichen, auch ohne erhabene Gedanken, ohne besondere Leistungen, ohne außergewöhnliche Taten. Dann wird unser Leben auch Frieden haben und Frieden ausstrahlen, den Frieden Christi selbst, der in uns wohnt. Dann werden wir friedliche und friedensstiftende Menschen, anstatt besessene Streber im äußeren und inneren Leben, anstatt angespannte Beherrscher von Situationen und Geschichte. Denn die Helden dieser Welt werden bald müde und sind im Grunde immer nur Pfuscher, die das Werk des allmächtigen Gottes eher stören.

Heilmittel für unsere Zeit

Gott im täglichen Leben verherrlichen, Gott loben und lieben wollen im Alltag, bringt Lebendigkeit und tiefste innere Ruhe gleichzeitig, welche indirekterweise das beste Heilmittel ist für unsere so fieberhafte, kranke Zeit. Wer den Sinn der eigenen Existenz Gott anvertraut, Ihm das ganze Leben anvertraut und dieses krankhafte „Sichallesbemächtigenwollen“ fallen lässt, erkennt die Kostbarkeit jedes vorübergehenden Augenblicks. Dann verlieben wir uns in das Leben und wissen, dass unsere tägliche Tätigkeit reale, wenn auch unsichtbare Verherrlichung Gottes ist, reine Schönheit ohne Warum, wie jene Schönheit der Jungfrau Maria, der verborgenen Rose, an der Gott Sein Wohlgefallen hat. Mögen wir alle ihren schlichten Weg einschlagen und mit ihrer Hilfe gehen bis zum Ende!

Der Triumph Gottes und die Heiligen

Zum jährlich wiederkehrenden Allerheiligenfest und im Monat November, wo sich der Christ bewusst mit den letzten Dingen des Lebens ernsthaft befassen soll, bringt die traditionelle Liturgie der Kirche uns, oft in der Innerlichkeit so ratlosen, Menschen einen der wichtigsten Inhalte unseres Glaubens. Wir feiern einen echten Triumph, aber gerade nicht nach Art eines weltlichen Sieges oder gesellschaftlichen Erfolges, nicht wie im heidnischen Kult der Heroen eines vergänglichen Augenblicks, wir feiern den Triumph Gottes, alles in allem den Sieg der ewigen Schönheit, Güte und Allmacht, die all unsere Dürftigkeit, unsere Bosheiten und Schwächen verklärend, die Vollendung einer uferlosen Menschenschar hervorbringt.

Wir feiern zu Allerheiligen gerade dann auch jene, die niemals ein Papst heiliggesprochen hat, die niemals in ihrem Leben Wunder gewirkt und an denen niemand in den Tagen ihres Erdenwandels besondere Zeichen der Vollkommenheit sah, die vielleicht gar nicht im „Geruch der Heiligkeit“ standen und die dennoch, von der unfassbaren Gnade Gottes geläutert, aus dieser trüben Zeit in die Ewigkeit und in die Anschauung Gottes hinübergegangen sind.

Diese Fertigen und noch Namenlosen, diese, die vielleicht einmal mit uns dieselbe Schulbank gedrückt haben, an derselben Drehbank gestanden oder auf derselben Kirchenbank gekniet sind, keine Sensationen boten, sind doch in Gott endgültig geborgen. Diese einmal Verwandten oder Bekannten, später Vergessenen und nun Geretteten, diese sind jene, über die die Offenbarung spricht: Danach sah ich eine große Menge, die niemand zählen konnte, aus allen Völkern und Stämmen und Nationen und Sprachen. Sie standen vor dem Thron und vor dem Lamm in weißen Gewändern und mit Palmen in Händen und riefen mit lauter Stimme: Heil unserem Gott, der auf dem Thron sitzt, und dem Lamm!

Gott vollendet sein Werk – Berufen zur Heiligkeit

Diese Heiligen, alle Heiligen, feiern wir am 1. November, Heilige, die uns Mut machen, in uns Entschlossenheit erwecken, den Himmel als für uns zugänglich zeigen. Denn zu diesem Triumph Gottes, zu dieser Vollendung Seines Werkes, zu dieser Heiligkeit wurden wir alle ohne Ausnahme erschaffen und sind wir alle berufen, von Ewigkeit her bestimmt. So ist unsere letzte Bestimmung die Heiligkeit! Und wenn wir nicht heilig werden, war alles umsonst. Wir müssen, wenn es um unser letztes Ziel geht, viel praktischer werden. Wir sollten die Heiligkeit, den Himmel, die Anschauung Gottes viel öfter erwägen mit einer klaren Anwendung auf unser eigenes Leben. Wo stehen wir gerade? Wo haben wir unser Herz? Sind wir seit dem letzten Allerheiligenfest heiliger geworden? So empfehle ich gerne eine besondere geistliche Übung, ganz im Sinne auch des hl. Ignatius von Loyola: Die tägliche Gewissenserforschung. Wenige Minuten reichen dazu völlig aus! Fragen wir uns immer wieder: Wo habe ich mein Herz? Wie halte ich die Ordnung der Liebe (Gott – die anderen – ich) ein? Und dann die konkreten Fragen zu unserem geistlichen Fortschritt! Lassen sie sich gerade hier vom Priester, vom Beichtvater helfen, denn gerade dazu sind wir ja als Seelsorger da.

Mit meinem priesterlichen Segen!

Jaidhof, am 1. November 2025, Fest Allerheiligen

Vorwort des Distriktoberen
Gedanken zum Allerheiligen- und Allerseelenmonat November
Das letzte Ziel unseres Lebens

Hochwürdige Mitbrüder, ehrwürdige Brüder und Schwestern im Ordensstand, liebe Gläubige, Freunde und Wohltäter!

Die Heiligen sind die echten Diener Gottes! Alle Menschen der Tat verstehen und schätzen, was Dienen ist, Dienst an Gott und Dienst am Menschen. Dies entsprach auch noch ganz der katholischen Leistungskultur des 20. Jahrhunderts und manchmal, auch besonders bei der in der Neuzeit geprägten Spiritualität, denken wir an die aktiven Orden in der Schule und der Krankenpflege, deren Gründer aber viel tiefer blickten und viel umfassender das christliche Leben verstanden, denken wir etwa an den großen heiligen Vinzenz von Paul oder an den heiligen Johannes Bosco. Die Heiligen waren doch ein wenig und doch ganz wesentlich anders.

Die Schöpfung und unser Ziel

Sagen wir mit klaren Worten, das letzte Ziel unseres Lebens sei die Verherrlichung Gottes, so geraten viele in Verlegenheit. Denn Dienen und Opfern sind immerhin Taten, Werke, Einsatz, messbare, nachprüfbare Handlungen, aber das reine Verherrlichen, Lobpreisen, Besingen Gottes sind uns so fremd geworden, weil sie uns nutz- und wirkungslos scheinen. Wir fühlen dieses Bedürfnis nicht, und Gott bedarf dessen anscheinend auch nicht. Wie könnten wir Seiner Größe und Herrlichkeit etwas hinzufügen? Gott braucht im Grunde noch viel weniger unsere Werke, was könnten wir Ihm anbieten, das Er uns nicht schon gegeben und im Voraus in uns gelegt hätte? Und doch: Was für einen Sinn hat die ganze Schöpfung, wenn nicht das Erkennen der unerschöpflichen Gottesliebe, die alles aus dem Nichts entstehen ließ?

Was ist denn jedes Geschöpf, wenn nicht eine geringfügige musikalische Note der kosmischen Symphonie der göttlichen Herrlichkeit?

Wir sind nicht auf dieser Welt, um nur etwas zu leisten, sondern nur um Sein Licht widerzuspiegeln, um die Schönheit, die Güte und Wahrheit Gottes - jeder in seinem kleinen Bereich - zu offenbaren. Wir sind da, einfach, um von Ihm und in Ihm und durch Ihn zu leben, kurz oder lang, erfolgreich oder bescheiden, die Mühe der Zeit zu tragen, das Kreuz unserer persönlichen Schwachheit auf uns zu nehmen und unser ganzes Schicksal Ihm zu überlassen, Ihm, dem Schöpfer, dem wirklich Liebenden, dem Retter, damit nicht unser armseliges Werk, sondern das Werk der ewigen Weisheit und der unendlichen Güte Gottes vollendet werde. Wir müssen zu dieser echten Ausgewogenheit zwischen kontemplativem und aktivem Leben zurückkehren. Der hl. Ignatius von Loyola gibt uns da in seinen Exerzitien das richtige Programm, das rechte Prinzip und Fundament.

Christliches Leben und Ausstrahlung echten Friedens

Da Christus Abglanz des Vaters, ungetrübtes Licht Seines Lichtes und gleichzeitig vollkommener Mensch ist, verherrlicht Er den Vater, wie kein bloßes Geschöpf es tun könnte. Da Er zu uns gekommen ist und durch die Sendung Seines Geistes in uns lebt und wirkt, sollten wir begreifen, dass, wenn wir an unserem Platz bleiben, unsere Berufspflichten und unsere täglichen Aufgaben erfüllen und dem Nächsten in der Familie, im beruflichen und sozialen Bereich so liebevoll wie möglich begegnen und dienen, wir Gott in Christus, durch Christus und mit Christus verherrlichen, auch ohne erhabene Gedanken, ohne besondere Leistungen, ohne außergewöhnliche Taten. Dann wird unser Leben auch Frieden haben und Frieden ausstrahlen, den Frieden Christi selbst, der in uns wohnt. Dann werden wir friedliche und friedensstiftende Menschen, anstatt besessene Streber im äußeren und inneren Leben, anstatt angespannte Beherrscher von Situationen und Geschichte. Denn die Helden dieser Welt werden bald müde und sind im Grunde immer nur Pfuscher, die das Werk des allmächtigen Gottes eher stören.

Heilmittel für unsere Zeit

Gott im täglichen Leben verherrlichen, Gott loben und lieben wollen im Alltag, bringt Lebendigkeit und tiefste innere Ruhe gleichzeitig, welche indirekterweise das beste Heilmittel ist für unsere so fieberhafte, kranke Zeit. Wer den Sinn der eigenen Existenz Gott anvertraut, Ihm das ganze Leben anvertraut und dieses krankhafte „Sichallesbemächtigenwollen“ fallen lässt, erkennt die Kostbarkeit jedes vorübergehenden Augenblicks. Dann verlieben wir uns in das Leben und wissen, dass unsere tägliche Tätigkeit reale, wenn auch unsichtbare Verherrlichung Gottes ist, reine Schönheit ohne Warum, wie jene Schönheit der Jungfrau Maria, der verborgenen Rose, an der Gott Sein Wohlgefallen hat. Mögen wir alle ihren schlichten Weg einschlagen und mit ihrer Hilfe gehen bis zum Ende!

Der Triumph Gottes und die Heiligen

Zum jährlich wiederkehrenden Allerheiligenfest und im Monat November, wo sich der Christ bewusst mit den letzten Dingen des Lebens ernsthaft befassen soll, bringt die traditionelle Liturgie der Kirche uns, oft in der Innerlichkeit so ratlosen, Menschen einen der wichtigsten Inhalte unseres Glaubens. Wir feiern einen echten Triumph, aber gerade nicht nach Art eines weltlichen Sieges oder gesellschaftlichen Erfolges, nicht wie im heidnischen Kult der Heroen eines vergänglichen Augenblicks, wir feiern den Triumph Gottes, alles in allem den Sieg der ewigen Schönheit, Güte und Allmacht, die all unsere Dürftigkeit, unsere Bosheiten und Schwächen verklärend, die Vollendung einer uferlosen Menschenschar hervorbringt.

Wir feiern zu Allerheiligen gerade dann auch jene, die niemals ein Papst heiliggesprochen hat, die niemals in ihrem Leben Wunder gewirkt und an denen niemand in den Tagen ihres Erdenwandels besondere Zeichen der Vollkommenheit sah, die vielleicht gar nicht im „Geruch der Heiligkeit“ standen und die dennoch, von der unfassbaren Gnade Gottes geläutert, aus dieser trüben Zeit in die Ewigkeit und in die Anschauung Gottes hinübergegangen sind.

Diese Fertigen und noch Namenlosen, diese, die vielleicht einmal mit uns dieselbe Schulbank gedrückt haben, an derselben Drehbank gestanden oder auf derselben Kirchenbank gekniet sind, keine Sensationen boten, sind doch in Gott endgültig geborgen. Diese einmal Verwandten oder Bekannten, später Vergessenen und nun Geretteten, diese sind jene, über die die Offenbarung spricht: Danach sah ich eine große Menge, die niemand zählen konnte, aus allen Völkern und Stämmen und Nationen und Sprachen. Sie standen vor dem Thron und vor dem Lamm in weißen Gewändern und mit Palmen in Händen und riefen mit lauter Stimme: Heil unserem Gott, der auf dem Thron sitzt, und dem Lamm!

Gott vollendet sein Werk – Berufen zur Heiligkeit

Diese Heiligen, alle Heiligen, feiern wir am 1. November, Heilige, die uns Mut machen, in uns Entschlossenheit erwecken, den Himmel als für uns zugänglich zeigen. Denn zu diesem Triumph Gottes, zu dieser Vollendung Seines Werkes, zu dieser Heiligkeit wurden wir alle ohne Ausnahme erschaffen und sind wir alle berufen, von Ewigkeit her bestimmt. So ist unsere letzte Bestimmung die Heiligkeit! Und wenn wir nicht heilig werden, war alles umsonst. Wir müssen, wenn es um unser letztes Ziel geht, viel praktischer werden. Wir sollten die Heiligkeit, den Himmel, die Anschauung Gottes viel öfter erwägen mit einer klaren Anwendung auf unser eigenes Leben. Wo stehen wir gerade? Wo haben wir unser Herz? Sind wir seit dem letzten Allerheiligenfest heiliger geworden? So empfehle ich gerne eine besondere geistliche Übung, ganz im Sinne auch des hl. Ignatius von Loyola: Die tägliche Gewissenserforschung. Wenige Minuten reichen dazu völlig aus! Fragen wir uns immer wieder: Wo habe ich mein Herz? Wie halte ich die Ordnung der Liebe (Gott – die anderen – ich) ein? Und dann die konkreten Fragen zu unserem geistlichen Fortschritt! Lassen sie sich gerade hier vom Priester, vom Beichtvater helfen, denn gerade dazu sind wir ja als Seelsorger da.

Mit meinem priesterlichen Segen!

Jaidhof, am 1. November 2025, Fest Allerheiligen

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