Vorwort des Distriktoberen
Gedanken zum Fest der Kreuzerhöhung
Dämonische Selbstzerstörung oder Heil im Kreuz

Hochwürdige Mitbrüder, ehrwürdige Brüder und Schwestern im Ordensstand, liebe Gläubige, Freunde und Wohltäter!

Zweimal im Jahr feiert die Kirche traditionellerweise das Geheimnis des hl. Kreuzes jeweils mit einem besonderen Festtag: am 3. Mai das Fest der Auffindung des hl. Kreuzes und am 14. September das Fest der Erhöhung des hl. Kreuzes. Gerne feiern wir weiterhin beide Festtage, auch wenn manche eiskalte, vermeintlich fortschrittliche Liturgiereformer das hohe und im Volk so beliebte Fest am 3. Mai gestrichen haben. Anlässlich dieser beiden Feste denken wir über das Geheimnis des hl. Kreuzes nach, über die Passion Christi, über das Kreuz im eigenen Leben, über das Wesen der Nachfolge Christi.

 

Ablehnung des Kreuzes

Im 16. Kapitel des Matthäusevangeliums müssen wir mit Bestürzung lesen, wie der hl. Petrus, der erste Papst, vom geliebten Meister sogar als Satan bezeichnet wird, nicht weil er untreu, ungläubig oder lieblos war, sondern, weil er Kreuz und Leiden ablehnte, also weil er eine Haltung einnahm, die in besonderer Weise auch unserem heutigen Zeitgeist entspricht. Nachfolge Christi ist Kreuzesnachfolge und christliches Leben bedeutet: Kreuz tragen! Aber Petrus lehnt dies ab. Blicken wir hier ein wenig tiefer hinein, warum Jesus den Apostel Petrus als Satan bezeichnet, kurz davor hatte ja Jesus den hl. Petrus zum Felsen Seiner Kirche bestimmt und ihm die Schlüssel des Himmelreiches übergeben. Umso bestürzender ist Jesu Verhalten, wenn Er nun Petrus Satan nennt. 

 

Eine dämonisch - selbstzerstörerische Haltung

Diese Haltung Petri ist tatsächlich satanisch, dämonisch und selbstzerstörerisch. Kreuz, Leid und Prüfungen abzulehnen bewirkt die Zerstörung des Menschen. Sagen wir es - auf unsere Tage in Kirche und Gesellschaft angewandt - ganz unumwunden: die heutige künstlich geschürte Genusssucht, die durch allerlei pseudowissenschaftliche und kitschige Werbemittel, ja, oft sogar durch staatliche Publikationen verbreitet wird, ist dämonisch aus zweierlei Gründen. Der erste Grund ist bloß menschlich-psychologischer Natur. Denn Lust, wie auch Glück und Selbsterfüllung, sind nur als Nebeneffekte, also immer als indirekte Wirkung zu erreichen, und wenn der Nebeneffekt zum Ziel und die Wirkung zum Selbstzweck wird, schwinden sie dahin und versickern einfach, weil dadurch das zutiefst Menschliche, d. h. des Menschen Bestimmung zur Liebe, verletzt und verworfen wird.

Der Mensch ist dazu bestimmt, über sich selbst hinaus zu weisen, immer auf etwas jenseits seiner selbst, auf die Welt, auf die Mitmenschen, schließlich auf Gott, Den er zu lieben und Dem er zu dienen hat.

Liebe und Dienst - unser eigentliches Leben

Der Mensch findet sich selbst, seine Erfüllung und sogar seine wahre und gute Lust erst, wenn er diese Aufgeschlossenheit der Liebe und des Dienstes als die Art und Weise der eigenen Existenz annimmt. Durch dieses Hinauslangen, Hingeben, des Sichvergessen und, nicht selten, durch jenes Sichverleugnen, wo­rüber Christus spricht, kann er den Sinn seines Lebens erfüllen und so erfährt er in indirekter Weise, was Selbstverwirklichung und Glück ohne Lust sind.

Sieht er sich selbst wie ein Auge, das sich oder etwas in sich sieht, so verliert er seine eigene Sehkraft, und er sieht nicht mehr die Welt und die anderen, er ist krank, sackt in sich zusammen. Wie der Bumerang, der sein Ziel verfehlt und zum Jäger zurückkehrt, der ihn weggeworfen hatte, so kehrt der Mensch, der den Sinn seines Lebens nicht erkennt und erfüllt, zu sich zurück und kümmert sich krankhaft nur um sich, um das eigene Glück, um Lustverwirklichung, um die eigene Trieberfüllung, um die eigene Gesundheit, und in demselben Maß scheitert er.

Dieses „proklamierte“ Recht auf Lust für alle ist das Zeichen einer kollektiven Neurose, auf deren Rücken eine ganze Industrie ihre schmutzigen Geschäfte macht. Aber darüber wollen wir hier kein Wort mehr verlieren.

Lebensfülle und Heil durch das Kreuz
Der zweite Grund, warum diese leibsüchtige und lustsüchtige Haltung für dämonisch gehalten werden muss, ist rein christlicher Natur. Denn Christus sagt uns, dass auch wir, wie Er, auf dem Weg des Kreuzes allein, die Lebensfülle, das Heil und das Glück ohne Grenzen erreichen können. Aus Liebe zu uns Menschen - ausdrücklich: Gott hat die Welt so sehr geliebt - kam der Sohn Gottes, und daher fordert Er sofort, dass auch wir das Kreuz auf uns nehmen müssen, jeder das eigene Kreuz. Mein Kreuz kann nicht getauscht werden mit dem Kreuz eines anderen. Ich muss mein Kreuz auf mich nehmen, nicht passiv, nicht resignierend, sondern ich muss es auf mich nehmen und es umarmen lernen. Aber sowohl wir in unserem Wohlstand, als auch müde Aussteiger, träumen von einer Welt, die zu einem Garten der Lüste werden soll. Alle sind von vornherein zum Scheitern verurteilt. Denn der einzige Retter der Welt und der Menschen hat in der Mitte des Lebens, sowie in der Geschichte des Einzelnen und der Gesellschaft, das Geheimnis des Kreuzes aufgerichtet und nur diejenigen, die es durch restlose Selbsthingabe aus Liebe umarmen, werden auch Retter, nicht nur der eigenen Seele, sondern auch Retter der Welt und sie werden bereits in dieser Zeit Heil und Glück auskosten, die ja erst in der Ewigkeit ihre unverwesliche Blüte erreichen werden.

 

Das Kreuz, die Quelle des Segens

Ich möchte zum besseren Verständnis dieses großen Geheimnisses noch den hl. Papst Leo d. Gr. sprechen lassen (vgl. Römisches Brevier, Fest Kreuzerhöhung 7. bis 9. Lesung der Matutin): „Da nun Christus am Kreuze erhöht ist, so möge vor den Blicken unseres Geistes nicht nur jenes Bild schweben, das auch vor den Augen der Gottlosen stand, denen durch Moses gesagt wurde: Es wird dein Leben vor deinen Augen hängen, du wirst Tag und Nacht dich fürchten und deinem Leben nicht glauben. Sie konnten nämlich bei der Kreuzigung des Herrn an nichts anderes denken, als an ihre Freveltat, und sie hatten Furcht, aber nicht die Furcht, durch die der wahre Glaube gerechtfertigt, sondern durch die das böse Gewissen gequält wird. Unser Verstand aber, den der Geist der Wahrheit erleuchtet, möge die Herrlichkeit des Kreuzes, die über Himmel und Erde strahlt, mit reinem, freien Herzen aufnehmen und möge mit innerem Scharfblick zu verstehen suchen, was das Wort bedeutet, das der Herr sprach, als er von Seinem bevorstehenden Leiden sprach: Jetzt ist das Gericht der Welt, jetzt wird der Fürst dieser Welt hinausgestoßen; und wenn ich von der Erde erhöht sein werde, werde ich alles an mich ziehen. 

O wunderbare Macht des Kreuzes! Du unaussprechliche Herrlichkeit des Leidens! Hier zeigt sich der Richterstuhl des Herrn, das Gericht der Welt und die Macht des Gekreuzigten. Herr, Du hast alles an Dich gezogen. Als du den ganzen Tag Deine Hände nach dem ungläubigen, widerspenstigen Volke ausstrecktest, da erhielt die ganze Welt das Verständnis dafür, Deine Majestät zu preisen. Herr, Du hast alles an Dich gezogen, als alle Elemente zum Beweis ihres Abscheus vor der Freveltat der Juden das gleiche Urteil fällten, als die Himmelslichter sich verfinsterten, der Tag zur Nacht wurde, die Erde ungewöhnlich bebte und die ganze Schöpfung sich weigerte, den Gottesmördern dienstbar zu sein. Herr, Du hast alles an Dich gezogen; denn nachdem der Vorhang des Tempels zerriss, wich das Allerheiligste von den unwürdigen Hohepriestern. Da trat die Wahrheit an die Stelle des Vorbildes, die Offenbarung an die Stelle der Weissagung, das Evangelium an die Stelle des alten Gesetzes.

Herr, Du hast alles an Dich gezogen. Was in dem einen jüdischen Tempel unter dunklen Vorbildern verhüllt war, das wird nun, da das Geheimnis erfüllt und enthüllt ist, überall von den Völkern in Andacht gefeiert. Nun strahlt in hellerem Glanz der Stand der Leviten, nun ist erhabener die Würde der Vorsteher, nun ist heiliger die Weihe der Priester. Denn Dein Kreuz ist die Quelle allen Segens, die Ursache aller Gnaden. Durch dieses erhalten die Gläubigen Kraft in ihrer Schwachheit, Ruhm nach der Schmach, Leben nach dem Todeszustand. Nun hat die Mannigfaltigkeit der Tieropfer ein Ende und alle verschiedenen Opfergaben finden in der einen Opferfeier Deines Leibes und Blutes ihre Erfüllung; denn Du bist das wahre Lamm Gottes, das hinwegnimmt die Sünden der Welt. Du erfüllst alle geheimnisvollen Vorbilder, und wie nur eine Opferfeier an die Stelle aller Opfer getreten ist, so ist auch nur ein Reich aus allen Völkern geschaffen worden.“

800 Jahre Stigmatisierung des hl. Franz von Assisi 

Das Kreuz im Leben ist unser Segen, mögen die gläubigen Christen hier die Kraft in ihrer Schwachheit, den Ruhm nach der Schmach, das Leben nach dem Todeszustand finden. Möge die heiligste Jungfrau Maria diese Erkenntnis und diese Erfahrung für uns beim Herrn erbitten! Denn sie ist ja die Schmerzensmutter aller Menschen, aber zugleich die Gebenedeite unter allen Frauen und die Ursache unserer Freude.

Bereiten wir uns gut auf das Fest der Kreuzerhöhung vor. In diesem Jahr ist es auch der 800. Jahrestag der Stigmatisierung des hl. Franziskus. Ich lade alle ganz herzlich zur Festfeier an diesem denkwürdigen Tag, dem 14. September 2024, in die Wiener Minoritenkirche ein, in jenes geistliche Zentrum der Stadt Wien, das ebenso das 800-jährige Jubiläum in diesem Jahr begeht. Wir werden mit einer feierlichen Prozession das hl. Kreuz hoch verehren.

 

Mit meinem priesterlichen Segen!

Jaidhof, am 1. September 2024

Vorwort des Distriktoberen
Gedanken zum Fest der Kreuzerhöhung
Dämonische Selbstzerstörung oder Heil im Kreuz

Hochwürdige Mitbrüder, ehrwürdige Brüder und Schwestern im Ordensstand, liebe Gläubige, Freunde und Wohltäter!

Zweimal im Jahr feiert die Kirche traditionellerweise das Geheimnis des hl. Kreuzes jeweils mit einem besonderen Festtag: am 3. Mai das Fest der Auffindung des hl. Kreuzes und am 14. September das Fest der Erhöhung des hl. Kreuzes. Gerne feiern wir weiterhin beide Festtage, auch wenn manche eiskalte, vermeintlich fortschrittliche Liturgiereformer das hohe und im Volk so beliebte Fest am 3. Mai gestrichen haben. Anlässlich dieser beiden Feste denken wir über das Geheimnis des hl. Kreuzes nach, über die Passion Christi, über das Kreuz im eigenen Leben, über das Wesen der Nachfolge Christi.

 

Ablehnung des Kreuzes

Im 16. Kapitel des Matthäusevangeliums müssen wir mit Bestürzung lesen, wie der hl. Petrus, der erste Papst, vom geliebten Meister sogar als Satan bezeichnet wird, nicht weil er untreu, ungläubig oder lieblos war, sondern, weil er Kreuz und Leiden ablehnte, also weil er eine Haltung einnahm, die in besonderer Weise auch unserem heutigen Zeitgeist entspricht. Nachfolge Christi ist Kreuzesnachfolge und christliches Leben bedeutet: Kreuz tragen! Aber Petrus lehnt dies ab. Blicken wir hier ein wenig tiefer hinein, warum Jesus den Apostel Petrus als Satan bezeichnet, kurz davor hatte ja Jesus den hl. Petrus zum Felsen Seiner Kirche bestimmt und ihm die Schlüssel des Himmelreiches übergeben. Umso bestürzender ist Jesu Verhalten, wenn Er nun Petrus Satan nennt. 

 

Eine dämonisch - selbstzerstörerische Haltung

Diese Haltung Petri ist tatsächlich satanisch, dämonisch und selbstzerstörerisch. Kreuz, Leid und Prüfungen abzulehnen bewirkt die Zerstörung des Menschen. Sagen wir es - auf unsere Tage in Kirche und Gesellschaft angewandt - ganz unumwunden: die heutige künstlich geschürte Genusssucht, die durch allerlei pseudowissenschaftliche und kitschige Werbemittel, ja, oft sogar durch staatliche Publikationen verbreitet wird, ist dämonisch aus zweierlei Gründen. Der erste Grund ist bloß menschlich-psychologischer Natur. Denn Lust, wie auch Glück und Selbsterfüllung, sind nur als Nebeneffekte, also immer als indirekte Wirkung zu erreichen, und wenn der Nebeneffekt zum Ziel und die Wirkung zum Selbstzweck wird, schwinden sie dahin und versickern einfach, weil dadurch das zutiefst Menschliche, d. h. des Menschen Bestimmung zur Liebe, verletzt und verworfen wird.

Der Mensch ist dazu bestimmt, über sich selbst hinaus zu weisen, immer auf etwas jenseits seiner selbst, auf die Welt, auf die Mitmenschen, schließlich auf Gott, Den er zu lieben und Dem er zu dienen hat.

Liebe und Dienst - unser eigentliches Leben

Der Mensch findet sich selbst, seine Erfüllung und sogar seine wahre und gute Lust erst, wenn er diese Aufgeschlossenheit der Liebe und des Dienstes als die Art und Weise der eigenen Existenz annimmt. Durch dieses Hinauslangen, Hingeben, des Sichvergessen und, nicht selten, durch jenes Sichverleugnen, wo­rüber Christus spricht, kann er den Sinn seines Lebens erfüllen und so erfährt er in indirekter Weise, was Selbstverwirklichung und Glück ohne Lust sind.

Sieht er sich selbst wie ein Auge, das sich oder etwas in sich sieht, so verliert er seine eigene Sehkraft, und er sieht nicht mehr die Welt und die anderen, er ist krank, sackt in sich zusammen. Wie der Bumerang, der sein Ziel verfehlt und zum Jäger zurückkehrt, der ihn weggeworfen hatte, so kehrt der Mensch, der den Sinn seines Lebens nicht erkennt und erfüllt, zu sich zurück und kümmert sich krankhaft nur um sich, um das eigene Glück, um Lustverwirklichung, um die eigene Trieberfüllung, um die eigene Gesundheit, und in demselben Maß scheitert er.

Dieses „proklamierte“ Recht auf Lust für alle ist das Zeichen einer kollektiven Neurose, auf deren Rücken eine ganze Industrie ihre schmutzigen Geschäfte macht. Aber darüber wollen wir hier kein Wort mehr verlieren.

Lebensfülle und Heil durch das Kreuz
Der zweite Grund, warum diese leibsüchtige und lustsüchtige Haltung für dämonisch gehalten werden muss, ist rein christlicher Natur. Denn Christus sagt uns, dass auch wir, wie Er, auf dem Weg des Kreuzes allein, die Lebensfülle, das Heil und das Glück ohne Grenzen erreichen können. Aus Liebe zu uns Menschen - ausdrücklich: Gott hat die Welt so sehr geliebt - kam der Sohn Gottes, und daher fordert Er sofort, dass auch wir das Kreuz auf uns nehmen müssen, jeder das eigene Kreuz. Mein Kreuz kann nicht getauscht werden mit dem Kreuz eines anderen. Ich muss mein Kreuz auf mich nehmen, nicht passiv, nicht resignierend, sondern ich muss es auf mich nehmen und es umarmen lernen. Aber sowohl wir in unserem Wohlstand, als auch müde Aussteiger, träumen von einer Welt, die zu einem Garten der Lüste werden soll. Alle sind von vornherein zum Scheitern verurteilt. Denn der einzige Retter der Welt und der Menschen hat in der Mitte des Lebens, sowie in der Geschichte des Einzelnen und der Gesellschaft, das Geheimnis des Kreuzes aufgerichtet und nur diejenigen, die es durch restlose Selbsthingabe aus Liebe umarmen, werden auch Retter, nicht nur der eigenen Seele, sondern auch Retter der Welt und sie werden bereits in dieser Zeit Heil und Glück auskosten, die ja erst in der Ewigkeit ihre unverwesliche Blüte erreichen werden.

 

Das Kreuz, die Quelle des Segens

Ich möchte zum besseren Verständnis dieses großen Geheimnisses noch den hl. Papst Leo d. Gr. sprechen lassen (vgl. Römisches Brevier, Fest Kreuzerhöhung 7. bis 9. Lesung der Matutin): „Da nun Christus am Kreuze erhöht ist, so möge vor den Blicken unseres Geistes nicht nur jenes Bild schweben, das auch vor den Augen der Gottlosen stand, denen durch Moses gesagt wurde: Es wird dein Leben vor deinen Augen hängen, du wirst Tag und Nacht dich fürchten und deinem Leben nicht glauben. Sie konnten nämlich bei der Kreuzigung des Herrn an nichts anderes denken, als an ihre Freveltat, und sie hatten Furcht, aber nicht die Furcht, durch die der wahre Glaube gerechtfertigt, sondern durch die das böse Gewissen gequält wird. Unser Verstand aber, den der Geist der Wahrheit erleuchtet, möge die Herrlichkeit des Kreuzes, die über Himmel und Erde strahlt, mit reinem, freien Herzen aufnehmen und möge mit innerem Scharfblick zu verstehen suchen, was das Wort bedeutet, das der Herr sprach, als er von Seinem bevorstehenden Leiden sprach: Jetzt ist das Gericht der Welt, jetzt wird der Fürst dieser Welt hinausgestoßen; und wenn ich von der Erde erhöht sein werde, werde ich alles an mich ziehen. 

O wunderbare Macht des Kreuzes! Du unaussprechliche Herrlichkeit des Leidens! Hier zeigt sich der Richterstuhl des Herrn, das Gericht der Welt und die Macht des Gekreuzigten. Herr, Du hast alles an Dich gezogen. Als du den ganzen Tag Deine Hände nach dem ungläubigen, widerspenstigen Volke ausstrecktest, da erhielt die ganze Welt das Verständnis dafür, Deine Majestät zu preisen. Herr, Du hast alles an Dich gezogen, als alle Elemente zum Beweis ihres Abscheus vor der Freveltat der Juden das gleiche Urteil fällten, als die Himmelslichter sich verfinsterten, der Tag zur Nacht wurde, die Erde ungewöhnlich bebte und die ganze Schöpfung sich weigerte, den Gottesmördern dienstbar zu sein. Herr, Du hast alles an Dich gezogen; denn nachdem der Vorhang des Tempels zerriss, wich das Allerheiligste von den unwürdigen Hohepriestern. Da trat die Wahrheit an die Stelle des Vorbildes, die Offenbarung an die Stelle der Weissagung, das Evangelium an die Stelle des alten Gesetzes.

Herr, Du hast alles an Dich gezogen. Was in dem einen jüdischen Tempel unter dunklen Vorbildern verhüllt war, das wird nun, da das Geheimnis erfüllt und enthüllt ist, überall von den Völkern in Andacht gefeiert. Nun strahlt in hellerem Glanz der Stand der Leviten, nun ist erhabener die Würde der Vorsteher, nun ist heiliger die Weihe der Priester. Denn Dein Kreuz ist die Quelle allen Segens, die Ursache aller Gnaden. Durch dieses erhalten die Gläubigen Kraft in ihrer Schwachheit, Ruhm nach der Schmach, Leben nach dem Todeszustand. Nun hat die Mannigfaltigkeit der Tieropfer ein Ende und alle verschiedenen Opfergaben finden in der einen Opferfeier Deines Leibes und Blutes ihre Erfüllung; denn Du bist das wahre Lamm Gottes, das hinwegnimmt die Sünden der Welt. Du erfüllst alle geheimnisvollen Vorbilder, und wie nur eine Opferfeier an die Stelle aller Opfer getreten ist, so ist auch nur ein Reich aus allen Völkern geschaffen worden.“

800 Jahre Stigmatisierung des hl. Franz von Assisi 

Das Kreuz im Leben ist unser Segen, mögen die gläubigen Christen hier die Kraft in ihrer Schwachheit, den Ruhm nach der Schmach, das Leben nach dem Todeszustand finden. Möge die heiligste Jungfrau Maria diese Erkenntnis und diese Erfahrung für uns beim Herrn erbitten! Denn sie ist ja die Schmerzensmutter aller Menschen, aber zugleich die Gebenedeite unter allen Frauen und die Ursache unserer Freude.

Bereiten wir uns gut auf das Fest der Kreuzerhöhung vor. In diesem Jahr ist es auch der 800. Jahrestag der Stigmatisierung des hl. Franziskus. Ich lade alle ganz herzlich zur Festfeier an diesem denkwürdigen Tag, dem 14. September 2024, in die Wiener Minoritenkirche ein, in jenes geistliche Zentrum der Stadt Wien, das ebenso das 800-jährige Jubiläum in diesem Jahr begeht. Wir werden mit einer feierlichen Prozession das hl. Kreuz hoch verehren.

 

Mit meinem priesterlichen Segen!

Jaidhof, am 1. September 2024

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